Welt der Naturwissenschaften und Politik
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SECHS MONATE IM ALL |
Die amerikanische Pilotin und Biochemikerin Shannon Lucid hatte bereits vier Raumflüge mit dem amerikanischen "Space Shuttle" hinter sich, als sie gefragt wurde, ob sie einen Trainingslehrgang für die russische Raumstation "Mir" absolvieren möchte. Sie sagte augenblicklich zu. Auf die erfahrene Astronautin kamen harte Zeiten zu. Sie mußte in kurzer Zeit eine fremde Sprache lernen, sie mußte zusätzlich zum amerikanischen Raumschiff die russische Raumkapsel "Sojus" beherrschen lernen und es war nötig, die Bordsysteme der Mir zu studieren. Weiters mußte sich Shannon Lucid mit einer ganzen Serie biochemischer Experimente auseinandersetzen. Eine Raumstation wie die Mir bietet viel Platz für physikalische, chemische und biologische Experimente. Bestimmte Stoffe, die sich auf der Erde nicht mischen lassen, vermengen sich unter Schwerelosigkeit hervorragend. So kann man in einer Raumstation beispielsweise neue Legierungen produzieren. Im Bereich der Medizin gilt es die Langzeitwirkung der Schwerelosigkeit zu testen. Raumflüge zum Mars dauern etwa 2 Jahre. Weiters muß noch erforscht werden, ob im schwerelosen Zustand kleine funktionierende Ökosysteme mit Getreide, Insekten und Bodenbakterien stabil bleiben können. Shannon Lucid wurde im Februar 1996 für die Mission zur Mir ausgewählt. Das Training belastete sie wesentlich härter als die frühere Doppelbelastung als Chemistudentin und junge Mutter. Am 22. März startete sie von Cape Canaveral mit dem Raumschiff "Atlantis" zur Mir. Die ersten Tage verbrachte die attraktive Astronautin mit dem markanten Wuschelkopf damit, die Raumstation kennenzulernen. Die beiden Russen an Bord, der Kommandant Juri Onufrijenko und der Ingenieur Juri Usatschew, waren fast ausschließlich mit Wartungsarbeiten an der alten Raumstation beschäftigt. Shannon Lucids Tagesablauf begann mit dem Wecken nach Moskauer Zeit. Sie arbeitete täglich an verschiedenartigen Experimenten und nahm sich ausreichend Zeit für üppige Mittagessen mit den beiden Russen. Eine Stunde lang blickte sie täglich auf die Erde, deren Anblick bisher alle Astronauten phasziniert hatte. Als besonders lästig empfand sie das tägliche Training an diversen Fitnessgeräten, um dem in der Schwerelosigkeit drohenden Muskelschwund vorzubeugen. Nach dem Mittagessen unterhielt sich die Amerikanerin mit den Russen manchmal über ihre Ängste während der Jugendzeit. Damals, während der Zeit des kalten Krieges, wurde den Menschen eingeschärft, daß der jeweilige Gegner nichts anderes im Schilde führte als einen vernichtenden Atomkrieg. Shannon Lucid war die erste und bisher einzige Frau, die 6 Monate auf einer Raumstation gelebt und gearbeitet hat. |
50 Jahre Raumfahrt
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© 1998 Rudolf Öller, Bregenz |
Helden der Wissenschaft: |
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Rudolf Oeller:Typhon DistrictThriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
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