Der 4. Oktober 1957 hat die Welt verändert. An diesem Tag gelang
es der damaligen Sowjetunion, den ersten künstlichen Satelliten
mit der Trägerrakete „Semiorka“ in eine Erdumlaufbahn
zu schießen. Die USA waren eiskalt überrumpelt worden, weil
niemand damit gerechnet hatte, dass in Kasachstan in aller Stille nicht
nur ein riesiger Weltraumbahnhof errichtet worden war, sondern ein Genie,
Sergej Koroljow, am Werk war. Die technischen und personellen Möglichkeiten
der USA zur Entwicklung von Raketen und Satelliten waren zwar vorhanden,
man hatte aber den Fehler begangen, die Sowjetunion zu unterschätzen.
Den Militärs in aller Welt war augenblicklich klar geworden, was
auf dem Spiel stand. Wer einen Satelliten in eine Erdumlaufbahn schießen
kann, kann jede beliebige Vernichtungswaffe in weniger als einer Stunde
an jeden Ort der Welt bringen.
Der Flug des ersten Satelliten, dem schon nach vier Wochen der zweite
mit einer Hündin an Bord folgte, löste im Westen den legendären
„Sputnik-Schock“ aus. Der Vorsitzende der bayrischen CSU,
Franz Josef Strauß, sprach noch im Oktober 1957 von einer „Schande
für die demokratische Welt, die jeder kommunistische Satellit im
Weltraum bedeutet“. Obwohl die Amerikaner rasch antworteten und
im Jänner 1958 ihren ersten Satelliten (Explorer 1) ins Weltall
schossen, hatte der damalige Ministerpräsident der DDR, Otto Grotewohl,
für die Amerikaner nur Hohn und Spott übrig, denn die sowjetischen
Trägerraketen waren den amerikanischen damals weit überlegen:
„Die Weltöffentlichkeit weiß, dass allein im letzten
Jahr mehr als ein Dutzend groß angekündigter Raketenversuche
der USA scheiterten und dass der Abschuss des amerikanischen Satelliten,
dessen Umfang nicht einmal ausreicht, um den imperialistischen Weltraumeroberern
den Mund zu schließen, bisher viele Male aus technischen und Wetterschwierigkeiten
verschoben wurde … Auch in der Sowjetunion gibt es schlechtes
Wetter. Und dennoch kreisen die Sputniks erfolgreich im Weltall.“
Es folgte ein beispielloses Wettrennen zwischen den Supermächten
um die bessere Raumfahrttechnik, die von den USA erst zu Weihnachten
1968 mit der ersten bemannten Umrundung des Mondes gewonnen werden konnte.
Die diesjährige Sommerserie des widmet sich der 50. Wiederkehr
des Beginns der Raumfahrt. Der Reihe werden Aufsätze zu folgenden
Themen erscheinen: 2 Genies (Wernher von Braun und Sergej Koroljow),
der Sputnikschock, Gagarin und Glenn, das Apollo-Projekt, Raumsonden,
geostationäre Satelliten, Raumstationen, Hubble und ein Ausblick
auf die Zukunft der Raumfahrt.