Das erste Fluggerät, das Überschallgeschwindigkeit erreichte
und in einem ballistischen Flug bis ins Weltall vorstieß, war
Wernher von Brauns A4 (Aggregat 4). Diese Großrakete wurde von
den Nazis später in V2 (Vergeltungswaffe 2) umbenannt. Wernher
Freiherr von Braun (1912-1977) wurde in Wyrzysk (Polen) geboren. Er
studierte in Berlin nachdem er schon als Jugendlicher mit Raketen experimentiert
hatte. Von 1937 bis 1945 war von Braun technischer Direktor des deutschen
Raketenforschungszentrums in Peenemünde. Nach dem Krieg wurde Wernher
von Braun technischer Berater für Raketentechnik in den USA. Nur
5 Jahre später leitete er bereits das „Redstone-Missile-Program“.
Als Nationalsozialist hätte von Braun nie die amerikanische Staatsbürgerschaft
erhalten können, aber die geheime militärische „Operation
Overcast“ und die ebenfalls geheime Nachfolgeoperation „Project
Paperclip“ rekrutierten deutsche Wissenschaftler und Techniker
für die USA, wobei eine allenfalls belastende Vergangenheit bei
Bedarf getilgt wurde. Auf diesem Weg gelangte Wernher von Braun 1955
zur amerikanischen Staatsbürgerschaft. 1960 wurde er leitender
Angestellter der NASA, wo er seinen Jugendtraum verwirklichen konnte:
Die Konstruktion einer Mondrakete.
Von Brauns Gegenspieler in der Sowjetunion war Sergej Pawlowitsch Koroljow
(1907-1966), ein Ingenieur aus der Ukraine. Koroljow hatte in Moskau
Maschinenbau studiert. Einer seiner Lehrer war der Flugzeugpionier Andrej
Tupolew. Wie die meisten Flugtechniker seiner Zeit war auch Koroljow
von den Schriften des russischen Raketentheoretikers Konstantin Ziolkowski
fasziniert. So wie Wernher von Braun war auch Koroljow schon als junger
Mann davon überzeugt, dass der Bau einer Rakete zur Eroberung des
Weltalls technisch machbar ist. Er schloss sich in Moskau der „Gruppe
zur Erforschung der Rückstoßbewegung“ (GIRD) an. Am
17. August 1923 startete die erste funktionsfähige Kleinrakete
der Sowjetunion, die GIRD-09. 1938 wurde Koroljow wegen seiner Nähe
zu einem in Ungnade gefallenen General nach Sibirien verbannt. Nach
dem Krieg durfte Koroljow die deutsche V2-Rakete inspizieren, worauf
er deren Konstruktionsprinzip weiter entwickelte. Die als Interkontinentalrakete
konzipierte „Semiorka R7“ schoss schließlich Sputnik
1 in eine Erdumlaufbahn. Erst nach seinem Tod, am 14. Jänner 1966,
erfuhr die Welt von Koroljows Existenz und seinem Lebenswerk.
Der Deutsche Wernher von Braun und der Ukrainer Sergej Koroljow waren
die beiden Genies, die mit ihren Raketen das Tor zum Weltraum öffneten.
Die Raketentriebwerke der Amerikaner und Russen beruhen noch heute auf
den Entwürfen der beiden großen Männer der Raumfahrt.