Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit. Wir wollten immer
schon wissen, wie unsere Welt von oben aussieht. Im 17. Jahrhundert
war zuerst den Astronomen und später, im Zeitalter der Aufklärung,
allen Menschen klar geworden, dass die Erde nicht die einzige Kugel
im All ist, auf der man herumspazieren kann. Es entstand der Wunsch
nach einem Flug ins Weltall, worauf Ideen entwickelt wurden, in denen
sich der Gedanke an Raketen wie ein roter Faden durch fast alle Raumfahrtphantasien
durchgezogen hat. Der Dichter Cyrano de Bergerac (1619-1655) stellte
sich einen mit kleinen Gasraketen bestückten Gürtel vor, der
eine Reise zu den Sternen ermöglichen sollte.
Bereits 1898 entwickelte der Russe Konstantin Ziolkowski (1857-1935)
eine brauchbare Theorie für eine Weltraumrakete mit flüssigem
Treibstoff. Er behauptete, ohne die Möglichkeit einer Überprüfung
zu haben, dass die Geschwindigkeit einer Rakete von der Geschwindigkeit
der austretenden heißen Gase und dem Verhältnis zwischen
Masse der Rakete und Masse des Treibstoffs abhängt. Er sollte Recht
behalten. Die erste Rakete mit flüssigem Treibstoff baute der Amerikaner
Robert Goddard (1882-1945). Seine Raketen waren relativ klein, aber
sie bewiesen, dass die Technik funktionierte. Die erste Großrakete,
die es bis zum obersten Rand der Atmosphäre schaffte, war die vom
Raketeningenieur Wernher von Braun (1912-1977) entwickelte deutsche
A4. Sie wurde später von der Deutschen Wehrmacht als V2 („Vergeltungswaffe
2“) zum Beschuss von England eingesetzt.
Das Problem, das es vor dem ersten Raumflug zu lösen galt, war
der Bau einer schnellen Trägerrakete. Die Flugweite eines Geschoßes
hängt von der Geschwindigkeit ab. Je schneller eine Kugel einen
Gewehrlauf verlässt, desto weiter fliegt sie. Für einen Flug
um die Erde braucht man allerdings die enorme Geschwindigkeit von 28.000
km/h. Die Flugbahn muss zudem oberhalb der Atmosphäre liegen, damit
der Satellit nicht abgebremst wird. Eine Satellitenbahn ist, physikalisch
betrachtet, ein freier Fall um die Erde herum.
Sowohl in den USA als auch in der Sowjetunion gab es je ein ziviles
und ein militärisches Raketenprogramm. Der russische Raketenpionier
Sergej Koroljow war nach dem 2. Weltkrieg dem zivilen Programm zugeteilt
worden. Koroljows technische und organisatorische Fähigkeiten überstiegen
diejenigen seines Konkurrenten vom Militärprogramm, Wladimir Tschelomej,
bei weitem. Da die Amerikaner zudem ihr ziviles Raketenprojekt sträflich
vernachlässigt hatten, siegte Koroljow mit seinem Team. Er schoss
den ersten Satelliten - Sputnik 1 - am 4. Oktober 1957 in eine Erd-umlaufbahn
und begründete damit das Zeitalter der Raumfahrt.