Die närrische Zeit geht zu Ende, die kalte Jahreszeit leider noch nicht.
Die Tageslänge nimmt merklich zu, aber wir müssen uns noch gedulden.
Es dauert noch einige Wochen, bis die Sonne wieder hoch am Himmel steht. Nichts
wird in der dunklen und kalten Jahreszeit so sehr ersehnt, wie die zunehmende
Kraft der Sonne.
Unsere Sonne ist nicht nur ein Energiespender für Mutter Erde. Sie ist
ein Reaktor, ein Inferno an Temperatur und Strahlung, ein atomarer Organismus,
geboren aus interstellarem Wasserstoffgas, heute noch strahlend hell und heiß,
in Jahrmilliarden ein aufgeblähter und rot brennender Riesenstern, der
die Planeten verschlingen wird um am Ende als weißer Zwerg allmählich
zu verlöschen.
Unsere Sonne ist eine Gaskugel aus Wasserstoff (73 Prozent), Helium (25 Prozent)
und 2 Prozent anderer Elemente. Ihre Leistung beträgt 400 Trillionen Gigawatt,
das entspricht 400 Trillionen Großkraftwerken zu je 1000 Megawatt. Dieses
gewaltige Potential kommt aus der Kernfusion. Es ist der gleiche Vorgang wie
bei der Explosion von Wasserstoff-Atombomben. Wasserstoffkerne verschmelzen
zu Heliumkernen, dabei werden unvorstellbare Energiemengen frei. Die Energie
kommt direkt aus dem sogenannten Massendefekt, den Albert Einstein bereits zu
Beginn des Jahrhunderts theoretisch vorausgesagt hatte. In jeder Sekunde verliert
die Sonne dadurch vier Millionen Tonnen an Masse - und das schon seit 5 Milliarden
Jahren. So groß dieser Verlust auch erscheinen mag, so ist er doch gering
im Verhältnis zur Gesamtmasse. Könnten wir den ganzen Energieausstoß
der Sonne auffangen, würde eine einzige Sekunde genügen, um den Energiebedarf
der Industriestaaten für Milliarden Jahre zu decken.
Das Rätsel der riesigen Energiereserven der Sonne konnte erst 1938 geklärt
werden, weil man vorher nichts von Atomkernphysik wußte. Bis zur Klärung
der atomaren Vorgänge auf der Sonne gab es heftigen Streit zwischen Physikern,
Astronomen und Geologen. Die Astrophysiker - in Unkenntnis der Kernfusion -
glaubten, daß die Sonne ihre Energie aus der Gravitation bezieht und nur
30 Millionen Jahre alt sein könne, während die Geologen darauf beharrten,
daß die ältesten Gesteine der Erde mehrere Milliarden Jahre alt sein
mußten.
Über die Vorgänge im Innersten der Sonne wissen wir noch nicht alles.
Winzige Teilchen, die sogenannten Neutrinos, sind die einzigen und leider schwer
nachweisbaren Boten aus dem Kern der Sonne. Es wird daher noch Jahrzehnte dauern,
bis man der Sonne alle Geheimnisse abgerungen haben wird.
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