In der Woche, in der die Nobelpreisträger bekannt gegeben werden,
richtet sich der Blick kurzfristig auf die Frauen und Männer, die
irgendetwas erfunden haben, was unser Leben bequemer, gesünder, sicherer
und auch komplizierter macht. Nobelpreisträger stellt man sich gemeinhin
als wunderliche Leute vor, die in ihrem Kämmerlein Experimente machen
um dann etwas aufzuspüren, das sie für die höheren wissenschaftlichen
Weihen qualifiziert. Das Bild vom zerstreuten Grübler im Elfenbeinturm
ist grundfalsch, was an Hand von zwei Beispielen gezeigt werden kann.
Der Biochemiker James Dewey Watson (geb. 1928) war an der Aufklärung
der Struktur der Desoxyribonukleinsäure (DNA) wesentlich beteiligt.
Die DNA ist der Träger der Erbinformation aller lebenden Zellen.
Watson stammt aus Chicago, promovierte 1950 an der Universität Indiana
und wurde 1955 Mitglied der Fakultät der Harvard University in Boston.
Von 1951 bis 1953 arbeitete er zusammen mit dem englischen Biophysiker
Francis Crick am Cavendish-Labor der Universität Cambridge in England.
Dort waren bereits wichtige Grundlagen erarbeitet worden, aufgrund derer
Watson und Crick den räumlichen Aufbau und die Funktion des DNA-Moleküls
entwickelten. Watson erhielt für seine Entdeckung 1962 den Medizin-Nobelpreis.
Der Physiker Richard Phillips Feynman (1918-1988) wurde in New York geboren
und studierte am Massachusetts Institute of Technology sowie an der Princeton
University. Während des 2. Weltkrieges arbeitete er in Los Alamos
an der Entwicklung der Atombombe. Später wurde er Professor am California
Institute of Technology. Feynman erhielt 1965 wegen seiner bahnbrechenden
Arbeiten zur "Quantenelektrodynamik" gemeinsam mit zwei anderen Physikern
den Nobelpreis für Physik. Feynman spielte auch eine führende
Rolle bei der Kommission, welche 1986 die Explosion der Raumfähre
Challenger untersuchte.
Die Nobelpreisträger Watson und Feynman sind immer das geblieben,
was man am ehesten als "Lausebengel" bezeichnen kann. Die New York Times
nannte Feynman den brillantesten, respektlosesten und einflussreichsten
Physiker der Nachkriegszeit. Beide Nobelpreisträger haben Bücher
geschrieben. (J. Watson: "Die Doppel-Helix", R. Feynman: "Sie belieben
wohl zu scherzen, Mr. Feynman!"). In beiden Büchern, die längst
zur Sachbuch-Weltliteratur zählen, wird der Forschungsbetrieb in
geradezu rotzfrecher Weise beschrieben. Auf ungewohnt offene Art zertrümmern
beide Männer den Mythos von den vergeistigten Arbeitern im muffigen
Labors und zeigen die mit menschlichen Schwächen durchsetzten Seiten
der Wissenschaft.
|
|