Physikprofessor Richard F. besuchte regelmäßig Kongresse,
wurde von den Stenotypisten aber selten für einen Forscher oder Professor
gehalten. Einmal sagte einer: "Schauen Sie, ich bin Stenotypist, und schreibe
alles mit, was hier gesagt wird. Wenn die anderen reden, schreibe ich
zwar alles mit, aber ich verstehe es nicht. Aber jedes Mal, wenn Sie aufstehen,
um eine Frage zu stellen oder etwas zu sagen, verstehe ich genau, was
sie meinen. Deshalb habe ich gedacht, dass Sie kein Professor sein können."
Richard F. arbeitete in den Vierzigerjahren - damals war er noch kein
Professor - am geheimen Atombombenprojekt der USA in Los Alamos. Zufällig
entdeckte er einmal, dass man bei offenstehenden Tresoren mit Hilfe eines
raffinierten Tricks den Zahlencode in Erfahrung bringen konnte. Es dauerte
nicht lange, und F. öffnete alle Tresore in Los Alamos und auch denjenigen
des leitenden Offiziers in der Nuklearfabrik in Oak Ridge. Den Direktoren
blieb gar nichts anderes übrig als eine Dienstanweisung zu erlassen.
Demnach war es verboten, einen Safe in Anwesenheit von Richard F. zu öffnen.
Einmal verbrachte Professor F. ein Jahr an der Universität in Rio
de Janeiro um Physik zu unterrichten. Als der Karneval näher rückte,
trafen sich in der Nähe junge Burschen aus den Favelas (den Armenvierteln)
um Musikstücke zu üben. Professor F. entschied sich, bei der
Band "Farçantes de Copacabana" (Die Schwindler der Copacabana)
mitzumachen, weil - wie er meinte - der Name zu ihm passe. Er übernahm
das Rhythmus-Instrument "Frigideira", das den Sambamelodien einen typischen
Klang verleiht. Professor F. trug nur altes und lumpiges Gewand, um unter
den Musikanten aus den Elendsvierteln nicht aufzufallen. Eines Tages forderten
die Kollegen den Professor auf, am Abend einen Samba-Umzug zu besuchen.
"Das sei typisch brasilianisch", wie sie versicherten. Professor F. hatte
aber bereits einen Termin. Freunde und Kollegen staunten daher nicht schlecht,
als da eine zerlumpte aber feurige Samba-Truppe aus den Favelas auftauchte,
und mitten drin spielte Professor F. die Frigideira.
Die drei Anekdoten sind eine kleine Auswahl aus dem Leben des amerikanischen
Nobelpreisträgers Prof. Richard Feynman, der zu den größten
Wissenschaftern aller Zeiten gezählt wird. Seine Scherze und seine
Bereitschaft, manchmal Fünfe gerade sein zu lassen, zeigen, dass
Wissenschafter nicht immer die zugeknöpften Typen sind, für
die sie manchmal gehalten werden.
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