Die Krimiserie mit einem Ermittler, der eigentlich ein Fall für
den Psychiater ist, brachte dem Kabelsender USA Network einen grandiosen
Erfolg. „Monk“ ist die derzeit erfolgreichste eigenproduzierte
Serie in den amerikanischen Kabelkanälen. Inzwischen haben auch
die Europäischen Fernsehkonsumenten Adrian Monk in ihr Herz geschlossen.
Der unter Phobien leidende neurotische Detektiv Monk schafft es immer
wieder, die Zuschauer zu verblüffen. Mit seiner brillanten Art,
anscheinend unzusammenhängende Dinge miteinander zu kombinieren,
löst er jeden Fall. Hilfe erhält er von seiner Assistentin
Sharona, ohne die Monk völlig verloren wäre. Sie akzeptiert
seine Eigenheiten und vermittelt zwischen ihm und seiner Umwelt.
Der kriminalistische Erfolg von Adrian Monk hat seine Ursache in
einer Fähigkeit, die man eher bei Wissenschaftlern und Künstlern
findet. Diese Leute sehen und hören die Welt anders als wir Alltagsbürger.
Monk beobachtet Personen und sieht in wenigen Sekunden, welche Beziehungen
zwischen ihnen herrschen. Dies erinnert an einen Satz des Verhaltensforschers
Konrad Lorenz, der einmal sinngemäß sagte, dass er kein
guter Analytiker sei, aber besser sehen könne als andere. Legendär
ist die Filmszene, in der er - eine Gruppe von Hausgänsen beobachtend
- kopfschüttelnd sagt: „Reden die einen Unsinn“.
Ein durchschnittlicher Schachspieler muss oft minutenlang überlegen,
bis er sich für einen Zug entschließt. Der Schach-Großmeister
erkennt augenblicklich die Situation und zieht daraus seine Schlüsse.
Für einen unmusikalischen Menschen ist eine Partitur eine Ansammlung
von Linien, Flecken und merkwürdigen Abkürzungen und Zeichen.
Der Musiker wirft einen Blick auf das „Fleckenmuster“
und hört augenblicklich die Melodie. Auch ein guter Genetiker
braucht solch einen Blick. Wenn ein Laie aufgetrennte und angefärbte
Molekülbruchstücke ansieht, so sieht er nur ein Gewirr von
Linien und Flecken. Der geschulte Blick des Biologen erkennt darin
ein Muster von Genen, aus dem er seine Schlüsse ziehen kann.
Einer der größten Physiker des 20. Jahrhunderts, der amerikanische
Nobelpreisträger Richard Feynman, erfand die nach ihm benannten
Feynman-Diagramme, mit deren Hilfe man atomare Umwandlungsprozesse
in Form einfacher Muster darstellen kann. Einmal über-raschte
er seine Zuhörer mit dem Geständnis, dass er subatomare
Vorgänge vor seinem geistigen Auge häufig nicht als etwas
Abstraktes sieht, sondern als farbige Formen.
Die Fähigkeit, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen können,
geht bei Wissenschaftlern und Künstlern nicht selten mit einer
gewissen Schrulligkeit Hand in Hand. Kauzig und genial - wie Adrian
Monk.
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