Konrad Lorenz, der österreichische Medizinnobelpreisträger des Jahres
1973, bewohnte nie den sprichwörtlichen Elfenbeinturm der Wissenschaft.
So kämpfte er nicht nur gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf.
Er engagierte sich auch kraftvoll für die Erhaltung einer der letzten Aulandschaften
an der Donau. Im Hause seines Vaters konnte sich Lorenz schon als Kind intensiv
mit Tieren beschäftigen. Bereits mit 5 Jahren entdeckte Lorenz die sogenannte
Prägung bei Entenkücken. Konrad Lorenz war ein leidenschaftlicher
Forscher: "Ein Wissenschafter, der sein Objekt nicht liebt und der sich
am Wissen über das Objekt nicht ergötzt, gehört in die Würst'."
Der Arzt, Zoologe und technisch vielseitig begabte Konrad Lorenz entwickelte
schon als Jugendlicher einen "Riecher" für die Welt als Einheit.
Dabei erkannte er die Prinzipien der Ökologie schon 50 Jahre bevor diese
vom Club of Rome einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wurden.
Lorenz' Lebenswerk war die vergleichende Verhaltensforschung. Dies trug ihm
den Vorwurf ein, er "vertiere" den Menschen, dabei leugnete er nie
dessen Sonderstellung. Er fahndete nur nach den gemeinsamen Wurzeln, nach dem
animalischen Sockel aus Trieben und Instinkten. Besonders hart wurden seine
Theorien über die Naturgeschichte der Aggression bekämpft. Allerdings
erhielt Lorenz dafür wesentlich mehr internationale Auszeichnungen als
Kritiken. Lorenz wurde auch die Unterstützung nationalsozialistischer Ideologien
unterstellt. 1940 hatte Lorenz in der "Zeitschrift für angewandte
Psychologie und Charakterkunde" einen Artikel über "durch Domestikation
verursachte Störungen arteigenen Verhaltens" geschrieben und den damals
üblichen Jargon verwendet. Tatsächlich hatte Lorenz, dem ein Nahverhältnis
zu den Nationalsozialisten nachgesagt wird, gegen die gängige Nazi-Ideologie
geschrieben, was manche Kritiker in Ermangelung einer biologischen Grundbildung
allerdings nicht beurteilen konnten.
Lorenz war stets der Überzeugung, daß Menschen, die auf die Schönheit
und Harmonie der Natur geprägt wurden, am Sinn des Lebens nicht verzweifeln
können, egal welcher Religionsgemeinschaft sie angehörten: "Ein
guter Biologielehrer kann mehr Seelen retten als so mancher Theologe."
Konrad Lorenz starb vor 10 Jahren - am 27. Februar 1989. In Europa ist es um
seine Lehre etwas still geworden. Nicht so in Amerika, wo die vergleichende
Verhaltensforschung unaufhaltsam an Einfluß gewinnt. Kurz vor seinem Tode
sagte Lorenz: "Ästhetisches und ethisches Empfinden sind offenbar
sehr eng miteinander verknüpft. Sie kommen aus derselben Wurzel. Schönheit
der Natur und Schönheit der kulturellen Umgebung sind beide nötig
um einen Menschen seelisch gesund zu erhalten. Die totale Seelenblindheit für
alles Schöne ist eine Geisteskrankheit."
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