Lady Diana Spencer starb im Sommer 1997 an den Folgen eines Verkehrsunfalls.
Der einzige Überlebende des Unfalls, ihr Leibwächter, konnte
sich an den Unfallhergang monatelang nicht erinnern. Jetzt kehrt sein
Gedächtnis mit Hilfe eines Psychiaters angeblich wieder. Die Kraft
der Beeinflussung darf jedoch nicht unterschätzt werden. Forschungen
zeigen, daß das Erinnerungsvermögen von Zeugen eines Geschehens
mit nachträglich verabreichten "Informationen" völlig
verzerrt werden kann.
Im Jahre 1986 suchte Nadean Cool, eine Schwesternhelferin im US-Bundesstaat
Wisconsin, Hilfe bei einem Psychiater, um verschiedene traumatische Erfahrungen
besser verarbeiten zu können. Der Therapeut setzte Hypnose und andere
Verfahren ein, und im Laufe der Therapie kam die Patientin zu der Überzeugung,
sie sei Mitglied eines satanischen Kults gewesen. Sie habe Säuglinge
verspeist, sei vergewaltigt worden und sei gezwungen worden, den Mord
an ihrer Freundin mitanzusehen. Schließlich glaubte sie, mehr als
120 Persönlichkeiten in sich zu haben - die von Menschen, Engeln
und sogar einer Ente. Als Frau Cool schließlich begriff, daß
ihr unechte Erinnerungen eingepflanzt worden waren, zeigte sie den Psychiater
wegen Kurpfuscherei an. Im März 1997 wurde das Verfahren durch einen
außergerichtlichen Vergleich beendet. Der Arzt zahlte 2,4 Millionen
Dollar Schadenersatz.
Dies ist nur ein Fall unter vielen, in dem mit fragwürdigen Methoden
Erinnerungstäuschungen hervorgerufen wurden. 1992 wurde in Missouri
Beth Rutherford darin bestärkt, ihr Vater hätte sie im Alter
zwischen sieben und vierzehn Jahren regelmässig vergewaltigt. Unter
Anleitung des Therapeuten erinnerte sich die Frau, daß ihr Vater
sie zweimal geschwängert und daraufhin zu Abtreibungen gezwungen
hätte. Als die Vorwürfe publik wurden, gab es einen Skandal.
Später ergab eine medizinische Untersuchung, daß Beth Rutherford
noch Jungfrau war und niemals schwanger gewesen sein konnte. Sie verklagte
den Therapeuten und erhielt 1996 schließlich eine Million Dollar
Schadenersatz.
1991 hatten zwei Geschworenengerichte einen Psychiater aus Minnesota
für schuldig befunden, zwei Patientinnen, Vynnette Hamanne und Elizabeth
Carlson, falsche Erinnerungen suggeriert zu haben. Beide waren unter Hypnose
und unter Verabreichung eines Beruhigungsmittels sowie aufgrund falscher
Informationen zu der Überzeugung gekommen, in der Familie mehrmals
sexuell mißbraucht worden zu sein. Die Gerichte sprachen den Frauen
schließlich Entschädigungen von über 2,5 Millionen Dollar
zu.
Wir dürfen also aufgrund einschlägiger Erfahrungen vermuten,
daß die "Erinnerungen" an Lady Dianas letzte Worte gewisse
Unsicherheitsfaktoren enthalten. Die Regenbogenpresse wird dies freilich
wenig kümmern.
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