Die Placebowirkung zählt zu den Hindernissen in der Medizin, da
Placebos die Unterscheidung zwischen wirksamen und nur scheinbar wirksamen
Therapien erschweren. Ein Placebo ist ein Scheinmedikament, das anstelle
eines medizinischen Wirkstoffes eingesetzt wird. Es ist erwiesen, dass
Placebos durch Auslösung von Glücksgefühlen Scheinheilungen
bewirken können oder Heilungen "bewirken", die auch spontan eingetreten
wären. Viele "alternative" Heilverfahren, Naturheilmethoden usw.
beruhen auf Placebowirkungen.
Bei der oft jahrelang dauernden Wirkungsprüfung eines Medikaments
werden Placebos im Blindversuch verwendet, um Voreingenommenheit der Patienten
und der Ärzte auszuschließen. Beim einfachen Blindversuch wissen
die Patienten nicht, ob sie ein Placebo oder ein wirkstoffhaltiges Medikament
erhalten. Beim so genannten Doppelblindversuch wissen auch die verabreichenden
und kontrollierenden Ärzte dies nicht, sondern allein der neutrale
Versuchsleiter. In einer Studie, die der amerikanische Arzt Henry Knowles
Beecher erstmals 1955 durchführte, konnte bei rund einem Drittel
der über Tausend Versuchspatienten nach Verabreichung von Placebos
eine rein gefühlsmäßige Besserung des Gesundheitszustands
festgestellt werden.
Einer plausiblen Theorie zufolge löst schon der Glaube des Patienten
an eine mögliche Heilung die Ausschüttung bestimmter chemischer
Stoffe - so genannter "Endorphine" - im Gehirn aus, die ein Wohlbefinden
auslösen, das wiederum mit Heilung verwechselt wird. Die Placebowirkung
kann auch ins Negative umschlagen, wenn Hoffnungen geweckt wurden, die
nicht eintreten. Die Wirkung eines Placebos ist unabhängig von besonderen
psychischen Eigenschaften der Patienten.
Patienten werden vom unvermeidlichen Massenbetrieb moderner Kliniken
oder Großpraxen manchmal abgeschreckt. Sie fühlen sich bei
"Alternativmedizinern", "Geisterheilern" usw. die sich meist intensiv
mit der Person und den Problemen des Patienten beschäftigen, besser
aufgehoben. Schon dieses Vertrauen allein kann eine Hochstimmung auslösen.
Patienten sagen daher nicht selten: "Die Behandlung hat mir echt was gebracht",
oder "Ich fühlte, dass der Heiler mir viel gegeben hat." Gefühlswelt
und tatsächliche Heilung sind jedoch zweierlei.
Nocebos beeinflussen das Gefühlsleben negativ. Die Angst vor einer
vermeintlichen Bedrohung können Schmerzreaktionen auslösen.
So geschieht es regelmäßig, dass Menschen über neue Mobiltelefon-Funkanlagen
in der Nähe ihrer Wohnung klagen und diesen die Schuld an Kopfschmerzen,
Schlaflosigkeit usw. geben. Wenn sich dann - wie schon geschehen - herausstellt,
dass diese Anlagen noch nicht in Betrieb waren, liegt eine Nocebowirkung
vor.
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