In TV-Sendungen sind manchmal rotierende Erdkugeln zu sehen. Der Blick
aus dem All hat etwas Aufgeklärtes und Weltumspannendes an sich.
Die rotierende Erde, die der Nachrichtensender n-tv bis vor wenigen Wochen
zeigte, machte allerdings stutzig. Wie war das doch gleich mit der Rotationsrichtung?
Die Sonne geht im Osten auf und im Westen unter, also dreht sich die Erde
in Richtung Osten -immer der Sonne entgegen. Man stelle sich einen Globus
vor: Norden oben, Süden unten. Dann müssen sich die Kontinente
von links nach rechts (Osten) bewegen. Beim Blick auf den Nordpol dreht
sich die Erde somit gegen den Uhrzeigersinn. Der Leser wird, wenn er die
Rotationsrichtungen der in einigen Sendungen gezeigten Erdkugeln näher
betrachtet, die eine oder andere Ungereimtheit erleben.
Im Hollywood-Film „Wag the Dog“ spielt Robert de Niro den
Medienfachmann Conrad Bean, der für die Öffentlichkeit einen
internationalen Konflikt erfindet, um von privaten Problemen des US-Präsidenten
abzulenken. Da werden Gerüchte von (nicht existierenden) B3-Bombern
in Umlauf gesetzt, um die Legende umgehend zu dementieren. Weiters wird
ein militärischer Konflikt einschließlich Friedensverhandlungen
erfunden. In einer Schlüsselszene des Films sagt Bean: „Ich
hab’s im Fernsehen gesehen“. Die Präsidentenberaterin
Winifred Ames (gespielt von Anne Heche) protestiert und entgegnet, die
erwähnte Meldung des politischen Gegners sie doch manipuliert. Darauf
Bean: „Ich hab’s im Fernsehen gesehen.“ Was in den Medien
präsentiert wird, ist Realität.
„Overnewsed and underinformed“ nennt man das in Neudeutsch.
Wir werden zugeschüttet mit Informationen und sehen den Wald des
Wissens wegen der Neuigkeitsbäume nicht mehr. Die Flutwelle an manipulierten
„News“ führte inzwischen zu allerlei grotesken Ängsten,
wie etwa den Eindruck, die Österreicher seien mehrheitlich arbeitslos,
arm und krank und würden morgen allesamt an der Vogelgrippe sterben.
Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete kürzlich
über zwei Organisationen namens „Slow Food“ und „Foodwatch“.
Diese agieren gegen gemeinsame Feinde: Fast Food und verfaulte Lebensmittel
in Supermärkten. Wer wünscht sich da nicht als Ergänzung
Vereine wie „Slow News“ oder „Newswatch“?
Zurück zur Erdrotation. Wer glaubt, die alten Römer und Griechen
dachten, die Erde sei eine Scheibe, der liegt daneben. Damals wusste man
längst, dass die Erde eine Kugel ist. Die Mär von der Erdenscheibe
im Mittelalter wurde erfunden und seither ungeprüft kolportiert.
Wir Modernisten glauben, klüger zu sein. Welch ein Irrtum! Wir sind
in erster Linie leichtgläubig und irgendwie behämmert vom elektronischen
Trommelfeuer der „Fast News“.