Der ältere Herr, immerhin im Alter von 73 Jahren, antwortete mit einem
kräftigen Faustschlag, der den nur halb so alten Protestierer in
eine bodennahe Umlaufbahn schickte. Die Rede ist von Edwin „Buzz“
Aldrin. Er war nach Neil Armstrong der zweite Mensch, der im Sommer 1969
den Mondboden betreten hatte. Als ein Verschwörungstheoretiker den
verblüfften Aldrin der Verbreitung von Unwahrheiten bezichtigte,
rastete dieser aus und schlug nach Art der Cowboys kurzerhand zu.
Neuesten Umfragen zufolge halten etwa 30 Prozent der Amerikaner die Mondlandung
für einen Betrug. Die Fälschungshysterie hat inzwischen derartige
Ausmaße erreicht, dass man beim Eintippen von "moon hoax"
(Mond-Schwindel) in einer Internet-Suchmaschine Tausende Treffer erzielt.
Der Glaube, dass die Mondlandung nie stattgefunden hat und von der NASA
nur inszeniert war, hat verschiedene Gründe.
Erfunden hat das Märchen 1974 Bill Kaysing mit dem Buch "We
never went to the moon". Seine These lautete: Die Saturn V Rakete,
deren Start weltweit übertragen wurde, hat ohne Besatzung abgehoben
und ist kurz darauf im Atlantik versenkt worden. Anschließend habe
die NASA die Mondlandung in einem Filmstudio auf einer Militärbasis
in Nevada nachgestellt und die Kapsel samt Astronauten aus einem Transportflugzeug
zur Wasserung abgeworfen. Ein zusätzlicher Anlass, der die Verschwörungstheorien
anheizte, war der 1977 gedrehte Hollywoodfilm „Capricorn One“.
Dabei ging es um eine von der NASA im Studio inszenierte Marslandung.
Die Hoax-"Beweise" konnten schnell und einfach widerlegt werden.
So hieß es etwa, dass auf keinem der Mondlandungsfotos Sterne zu
sehen seien. Verschwörungstheoretiker glauben, die NASA-Regisseure
hätten sie am Studiohimmel einfach vergessen. Es ist aber eine leicht
beweisbare Tatsache, dass der Kontrastumfang der Filme nicht ausreicht,
um Sterne am Mondhimmel abzubilden. Auf ähnliche Weise konnten alle
anderen „Beweise“ entkräftet werden.
In einer Welt, in der Realität und Wirklichkeit mit Hilfe elektronischer
Medien immer mehr vermischt werden, ist es leicht, Verschwörungstheorien
zu verkaufen. Der Gletschermann „Ötzi“ war demnach nichts
anderes als eine angeschleppte Mumie, das Attentat vom 11. September 2001
in New York war von der CIA inszeniert, und das Aids-Virus von einem US-Genlabor
gebastelt und anschließend freigesetzt worden. Verschwörungstheorien
und ihre Opfer, die weltweite Liga der Leichtgläubigen, sind längst
zu einer lukrativen Spielwiese gewitzter Bauernfänger geworden. Ein
Ende ist nicht absehbar, solange der Unsinn unter dem Deckmantel des „Insiderwissens“
gekauft, gelesen und im Fernsehen mit Begeisterung gesehen wird.
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