Pfingsten (griechisch: "pentekoste" = Fünfzigster) ist
ein Fest, das am siebten Sonntag (fünfzigster Tag) nach Ostern begangen
wird. Die Apostel hatten sich seinerzeit zur Feier eines altjüdischen
Festes versammelt, was man in der Apostelgeschichte (2,1-4) nachlesen
kann.
Pfingsten ist im Christentum das Fest des Geistes und damit das Fest
der Inspiration. Die Inspiration (lateinisch: "inspirare" =
einhauchen) ist der Inbegriff der religiösen Erleuchtung. Man spricht
auch von der "Eingebung", die als Einwirkung heiliger Kräfte
auf die Seele gedeutet wird. Klassische Beispiele für inspirierte
Religiosität sind das Judentum, das Christentum und der Islam. Die
Geschichte der jüdischen, der christlichen und des islamischen Propheten
(Mohammed) weist spirituelle Linien mit durchaus unbequemen radikalen
und undogmatischen Zügen auf.
Wir wagen einen Sprung in die heutige Zeit. 1969 erschien ein Buch ("Wesen
und Weisen der Religion") in dem Bischof Kurt Krenn als Mitautor
gegen das Zeitalter der Aufklärung etwas holprig anschreibt: "Es
ist dies die schale Identität, die die vordergründige Glaubwürdigkeit
für eine rationalistische Aufklärung, eine humanistische Schwärmerei
und eine säkularisierte Religiosität in deren obersten Maximen
liefert." Der Kampf gegen die Aufklärung ist Bischof Krenn offenbar
ein Anliegen, da er regelmäßig darauf Bezug nimmt. Am 3. September
1997 sagte er in Klosterneuburg: "Aber eben seit etwa zweihundert
Jahren, seit dem 18. Jahrhundert wurde gewissermaßen der Liberalismus
... zu einer neuen Variante. Es war die Philosophie der Aufklärung,
die heute weiter wirkt, aber bei weitem nicht so bewährt ... ist,
wie man heute manchmal so meinen möchte."
Das Wesen der Aufklärung hat der deutsche Philosoph Immanuel Kant
(1724 - 1804) unter anderem mit folgenden Sätzen beschrieben: "Aufklärung
ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.
Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne
Leitung eines anderen zu bedienen. ... Faulheit und Feigheit sind die
Ursachen, warum viele Menschen zeitlebens gerne unmündig bleiben,
und deswegen wird es anderen so leicht gemacht, sich zu deren Vormündern
aufzuwerfen. Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist
also der Wahlspruch der Aufklärung!"
Aufklärung und Gedankenfreiheit nervt alle diejenigen, die der Überzeugung
sind, die vor zwei Jahrtausenden erfolgten Inspirationen seien etwas Abgeschlossenes.
Inspiration, Beobachtung, Hinterfragung, Irrtum und neuerliche Inspiration
sind ein Prozess, der nie endet, solange Menschen den Mut haben, sich
ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Die Gedanken sind frei!
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