Das berühmte Brett vor dem Kopf ist eine bekannte Redewendung. Es werden damit besonders engstirnige Menschen charakterisiert. Niemand ist immun gegen die sprichwörtlichen Bretter. Die meisten von uns hat es schon einmal erwischt, wenn wir uns in einer bestimmten Situation nichts sagen ließen. Bretter können aus verschiedenen Materialen gefertigt sein. Schlichten Gemütern genügt ein Obstkistenbrett, Snobs sagt man einen Hang zu Mahagoni nach. Jetzt gibt es ein Brett aus Gold.
Die deutsche „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“ (GWUP) ist seit Jahren gefürchtet wegen ihrer Aufklärungsarbeit. Es ist ein Institut, in dem Professoren, Dozenten, Studenten und Privatgelehrte unentgeltlich mitarbeiten. So werden alljährlich im Jänner die falschen Weissagungen prominenter Astrologen des abgelaufenen Jahres veröffentlicht, die zum zigsten Mal den Tod eines Papstes, die Schwangerschaft einer Prinzessin oder die Abdankung eines Politikers vorausgesagt haben. Das ist alles Humbug, denn die wenigen Zufallstreffer, die den Astrologen glücken, können jedem gelingen, der viel herumprophezeiht, wenn der Tag lang ist.
Nun hat die GWUP etwas Neues gemacht. Es ist das „goldene Brett“, ein Negativpreis, der in Wien für besonders groben Unfug vergeben wird. Den Einzelpreis 2014 erhielt der Sänger Xavier Naidoo. Das goldene Brett für das Lebenswerk geht an Jochen Kopp und seinen Kopp-Verlag, der mit seinen Büchern fast das gesamte Spektrum an wissenschaftlich fragwürdigen Esoterik-Inhalten abdeckt, von der freier Energie über das perpetuum mobile bis zu dutzenden Werken mit kunterbunten Wunderheilungsthemen.
Die Finalisten für das goldene Brett waren neben Naidoo auch Barbara Steffens, die Gesundheitsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen und das „Netzwerk Impfentscheid“. Am Ende gewann laut Entscheid der GWUP-Community Xavier Naidoo mit deutlichem Vorsprung. Er machte nicht nur mit seiner Nähe zur Reichsbürgerbewegung auf sich aufmerksam, sondern auch mit Aussagen über die Terroranschläge vom September 2001. Damit bewegt sich Xavier Naidoo in der Gedankenwelt der bizarren „Truther-Szene“, die im Internet eine gewisse Verbreitung findet und bemerkenswert widerstandsfähig gegenüber vernünftigen Argumenten ist. Die Reichsbürgerbewegung behauptet, das Deutsche Reich bestehe in den Grenzen von 1937 weiter fort. Die Bundesrepublik sei nicht mit diesem identisch, sondern völker- und verfassungsrechtlich illegal und daher rechtens nicht existent. Dass Naidoo manche Naturgesetze für unheilvoll hält, wie etwa die Sichtbarkeit des Mondes am hellen Tag, ist fast schon eine kuriose Nebensache.