Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2006

Die menschliche Freiheit besteht lediglich darin, dass sich die Menschen ihres Wollens bewußt und der Ursachen, von denen sie bestimmt werden, unbewußt sind.
(Baruch de Spinoza)


29. März 2024


zurück Übersicht weiter

TIKTAALIK


In den Wissenschaften gibt es Jahre der Ruhe, in denen sich wenig tut. Dann aber kommen Zeiten, in denen einzigartige Entdeckungen gelingen. In der Biologie, ins-besondere in der Paläontologie (das ist die Lehre von den ausgestorbenen Lebewesen), erleben wir momentan eine aufregende Phase.

Die Fortschritte in der Geologie haben dazu geführt, dass die Lage der großen tektonischen Platten Jahrmillionen zurückverfolgt werden können. Dieses Wissen machen sich Biologen zunutze und suchen gezielt an bestimmten Stellen nach Fossilien. Nach dieser Methode ging eine Forschergruppe vor, als sie nach einer Übergangsform zwischen Fischen und Amphibien suchten. Übergangsformen sind Tiere oder Pflanzen, die an der Schnittstelle zwischen Tier- oder Pflanzengruppen stehen und die gemeinsame Abstammung nicht nur einzelner Arten sondern ganzer Tier- und Pflanzenstämme beweisen. Die Zoologie und Botanik kennt bereits eine Unzahl von Übergangsformen, die man früher auch „missing link“ nannte. Die beliebtesten Unterrichtsbeispiele sind Tiere wie der fossile Urvogel „Archaeopteryx“, der die Entstehung der Vögel aus den Reptilien markiert und die gegliederte Schnecke „Neopilina“, die eine lebende Zwischenform zwischen Schnecken und Ringelwürmern darstellt. In der Botanik bilden Moose, Farne und Schachtelhalmgewächse eine perfekt nachweisbare Reihe von Übergangsformen zwischen den primitiven Algen und den hoch entwickelten Blütenpflanzen.

Die am meisten gesuchte Übergangsform war aber diejenige zwischen Fischen und den bereits an das Landleben angepassten Amphibien. Eine Forschergruppe suchte in den Sedimenten eines Flussbettes 1000 Kilometer südlich des Nordpols. Diese Region befand sich vor etwa 400 Millionen Jahren am Äquator. Das ist - so die Vermutung - jene Region, in der damals die ersten Landlebewesen entstanden sein mussten. Die Annahme der Paläontologen erwies sich als richtig. Die Expedition fand auf der Ellesmere-Insel im Norden Kanadas ein sehr gut erhaltenes Fossil, das den Namen „Tiktaalik roseae“ bekam. Tiktaalik lebte vor etwa 380 Millionen Jahren im Devon-Zeitalter und besaß sowohl Kennzeichen eines Fisches als auch eines Landwirbeltiers. Schädel, Hals, Rippen und vordere Gliedmaßen ähneln stark denen von Landtieren, gleichzeitig findet man Flossen, Schuppen und die primitiven Kiefer eines Fisches. Tiktaalik bildet damit eine Verbindung zwischen dem fossilen Fisch „Panderichthys“ und dem bereits auf dem Land lebenden Ur-Amphibium „Ichtyostega“.

So schließt sich eine Wissenslücke nach der anderen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es auf der Landkarte der Evolution keine weißen Flecken mehr gibt.




© 2006 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Werner von Siemens
(1816-1892)
war eine beeindruckende Unternehmerpersönlichkeit, der es mit der Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips möglich machte, Unmengen an elektrischer Energie zu erzeugen.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch