Die Geschichte der Menschheit, so lernen wir in der Schule, teilt man
in Altertum, Mittelalter und Neuzeit ein. Alles, was davor liegt, fasst
man gewöhnlich unter Stein-, Eisen- und Bronzezeit zusammen. Weiter
zurück liegt die wilde Zeit der Neandertaler. Während unser
Schulwissen sich über Jahre kaum verändert, schläft die
Wissenschaft nie und fördert unermüdlich Neues ans Tageslicht.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte gruben Geologen und Biologen nach und
nach Fossilien aus, die eine Geschichte der Menschheit von ihren ersten
Anfängen bis heute erzählen. Auch wenn noch die eine oder
andere Lücke besteht, so bildet doch unsere Bild der Vergangenheit
ein Puzzle, dessen Einzelheiten wir heute gut erkennbar vor Augen haben.
Dieses Gesamtbild war bisher, einem Flügelaltar nicht unähnlich,
in 2 Bereiche getrennt. Das linke prähistorische Bild ergänzten
die Geologen, Paläontologen und Biologen, das rechte historische
Bild die Historiker und Philosophen. Nach und nach bewegten sich die
Bilder aufeinander zu und verschmolzen fast unbemerkt miteinander. Nur
langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass unsere Geschichte ganzheitlich
zu sehen ist, denn die ferne Vergangenheit liegt längst nicht mehr
im Dunkel.
Zum bisherigen Wissen der Humanbiologen kamen noch die Erkenntnisse
der Genetiker, die gelernt haben, die Gene auch als Fenster zu sehen,
das einen Blick in die Vergangenheit des Lebens ermöglicht. So
wissen wir heute, dass unsere Vorfahren in Afrika lebten und ihre Heimat
zweimal verließen. Die zweite Auswandererwelle führte zum
heutigen modernen Menschen. Nach Untersuchungen der mitochondrialen
Gene (Mitochondrien sind Bestand-teile lebender Zellen) wurde auch klar,
dass der Homo sapiens aus einer sehr kleinen Population hervorgegangen
sein muss. Am Adam- und Eva-Mythos dürfte also etwas dran sein.
Vom Paradies konnte die Wissenschaft noch keine Spur finden. Es existierte
wohl nur als Vorstellung in den Köpfen.
Die diesjährige vorweihnachtliche Sachbuchempfehlung befriedigt
sowohl biologische als auch historische Neugier. Das mit über 400
farbigen Fotos und Bildern ausgestattete neue Buch „Die Ursprünge
der Menschheit“ enthält nicht nur einen vollständigen
Bericht über die Entwicklung der Menschheit in den letzten Millionen
Jahre sondern auch - die Gedanken und Entdeckungen großer Männer
wie Lamarck, Darwin, Mendel und anderen. Der Bildband beschränkt
sich dabei nicht nur auf Biologie und Paläontologie sondern beleuchtet
auch Fragen der Kultur und Religion.
Fiorenco Facchini: „Die Ursprünge der Menschheit“
(240 Seiten, Konrad Theiss Verlag). Das Original erschien im Verlag
Editoriale Jaca Book (Mailand, 2006).