Zigaretten, Übergewicht, Stress und zu wenig Bewegung haben dazu
geführt, dass die Herz- und Kreislauferkrankungen die häufigste
Todesursache bilden. Das Herz versagt vorzeitig seinen Dienst. Das müsste
aber nicht sein, wenn die Leute sich gesünder ernährten, öfter
die Couch mit den Wanderschuhen vertauschten und die Erste Hilfe stärker
verbreitet wäre. Die Rettungssanitäter erleben es immer wieder:
Ein Patient mit Kreislaufstillstand kann nur deshalb nicht mehr gerettet
werden, weil keiner der Anwesenden eine Reanimation versucht hat. Es wird
auf die Rettung gewartet, und wenn diese nach 10 Minuten kommt, dann hat
das beste Notarztteam der Welt keine Chance einer Wiederbelebung, wenn
zuvor kein Ersthelfer eine Herzmassage samt Beatmung durchgeführt
hat.
In den letzten Monaten ist eine enorme Bewegung im Bereich der Ersten
Hilfe zu erkennen. Im Herbst 2005 wurden auf einem Ärztekongress
in den USA (www.aha.org)
umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten präsentiert. Erstmals in
der Geschichte hatte man sich systematisch der Frage gewidmet, ob die
Erste Hilfe-Maßnahmen, die bisher gelehrt worden waren, sinnvoll
und richtig sind. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Lehrmeinungen
im Bereich der Wiederbelebung zu kompliziert waren. Dies hat man nun geändert.
Die Richtlinien zur Wiederbelebung von Patienten mit Atem- und Kreislaufstillstand
wurden in Europa deutlich vereinfacht und verbessert. (www.erc.edu).
Die eigentliche Revolution steht aber noch bevor. Engagierte Universitätsprofessoren
und Ärzte versuchen schon seit den Achtzigerjahren, das Prinzip der
ersten Hilfe stärker in unseren Schulen zu verankern. Dieser Aufgabe
hat sich auch das Jugendrotkreuz verschrieben, eine flächendeckende
Ausbildung wurde aber bisher durch einen Mangel an Lehrbeauftragten behindert.
Das Unterrichtsministerium hat nun „angebissen“ und im Oktober
2005 die Arbeitsgruppe „Erste Hilfe in Bewegung“ installiert,
in der Vertreter des Ministeriums, mehrere Ärzte, ein wissenschaftliches
Team der Wiener Universitätsklinik für Notfallmedizin, das österreichische
Jugendrotkreuz und 20 Lehrer aus ganz Österreich methodische Maßnahmen
erarbeiten und durchtesten. Ziel ist es, die Erste Hilfe im Regelunterricht
unserer Schulen einzubauen. Lehrer sollen zudem eine Ausbildung im Bereich
der Ersten Hilfe erhalten, Biologielehrer zusätzlich eine Erste Hilfe-Lehrbefähigung.
Sollte dieses Projekt erfolgreich verlaufen, und zurzeit sieht es so
aus, dann könnte die daraus resultierende - beinahe kostenlose -
Reform auf die Gesundheit und die Sicherheit der Bevölkerung stärkere
Auswirkungen haben als es die teuersten Investitionen jemals könnten.