Im Dezember 2001 erschien die EU-Studie „Wissenschaft und Technik
im Bewusstsein der Europäer“. Die Erhebungen zu dieser Untersuchung
fanden in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union statt, wobei
die „European Opinion Research Group“ (EORG) in Brüssel
für die Gesamtkoordinierung zuständig war.
Die Studie zeigt interessante Details. In Bezug auf das Problem der Verantwortung
der Wissenschaftler sind die Europäer unterschiedlicher Meinung.
So findet die Aussage „Wissenschaftler sind für den Missbrauch
ihrer Entdeckungen durch andere Menschen verantwortlich“ fast ebenso
viel Zustimmung (42,8 %) wie Ablehnung (42,3 %). Der Wunsch nach gesellschaftlicher
Kontrolle der wissenschaftlichen Tätigkeit ist in Europa weit verbreitet,
denn 80,3 % der Europäer sind der Auffassung, „die Behörden
sollten Wissenschaftler verpflichten, ethische und moralische Standards
zu respektieren“. Das Misstrauen gegenüber den Wissenschaften
scheint weit verbreitet zu sein, denn die Idee des Zwangs gegenüber
den Forschern ist generell verbreitet, selbst da, wo man Vertrauen gegenüber
den Wissenschaftlern erwartet hätte, wie etwa bei Menschen mit höherer
Bildung.
Das Wissen der Befragten hat sich seit der vorangegangenen Untersuchung
(1992) in manchen Bereichen nur unwesentlich verbessert. So wissen heute
knapp 90 % der Europäer, dass der Erdkern heiß ist, und immerhin
noch 80 % wissen, dass der Sauerstoff, den wir einatmen, von den Pflanzen
stammt. Nur 12 % der Europäer wissen jedoch, dass man radioaktiv
verseuchte Milch durch Abkochen nicht entgiften kann, peinliche 26 % glauben,
dass sich die Sonne um die Erde bewegt (!), 44 % wissen nicht, dass unsere
Erde ein Jahr für einen Umlauf um die Sonne benötigt, und nur
60 % haben erfasst, dass die Steinzeitmenschen nicht zeitgleich mit den
Sauriern lebten. Zehn Jahre zuvor wussten das noch weniger Menschen, nämlich
rund 50 %. TV-Dokumentationen, wie etwa „Universum“, zeigen
offenbar eine gewisse Wirkung. Trotzdem ist das Resultat insgesamt ernüchternd.
Die Europäer zeigen auch Skepsis. Wissenschaft und Technik werden
nicht mehr als Allheilmittel für eine Reihe von Problemen angesehen.
Die Aussage, „Wissenschaft und Technik können jedes Problem
lösen“ erhält nur von 16,5 % der befragten Europäer
eine Zustimmung. Die Bilanz des Ansehens der Wissenschaften hat sich generell
verschlechtert. So hatten bei der vorangegangenen Erhebung 60 % der Befragten
die Auffassung vertreten, der Nutzen der Wissenschaft sei größer
als die schädlichen Folgen. Heute sind es nur noch 50 %.
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