Die Fernsehserie "Piefke-Saga" von Felix Mitterer wird heuer
zum wiederholten Mal im ORF gesendet. Im dritten Teil kommt eine Szene
vor, in der ein Beamter - zufälligerweise der Bruder des Bürgermeisters
- in die Hochzeitsgesellschaft der Familie Sattmann platzt und die Leute
zum Verlassen ihres neu gebauten Hauses auffordert, weil es in der roten
Zone gebaut wurde. Das Haus dürfe erst wieder nach soliden Schutzmaßnahmen
betreten werden. Der anwesende Bürgermeister protestierte gegen den
Bescheid und fragte den Beamten, ob er verrückt geworden sei, denn
hier kämen doch keine Lawinen herunter.
Die komische Szene zeigt in Wahrheit nichts anderes als die Realität.
Die Fachleute kennen die gefährdeten Zonen und versuchen, sie von
Verbauungen frei zu halten. Der Bürgermeister aber beteuert, dass
"hier seit Menschengedenken nie etwas heruntergekommen ist".
Ein nur schwer zu behebender Interessenskonflikt. Große Staatsmänner
denken in Jahrzehnten, kleine Politiker denken in Wahlperioden, und Bürgermeister
denken an die Interessen der Ortsbewohner. Wasser- und Lawinenfachleute
sind aber Geologen. Sie denken Zigtausend Jahre zurück, und dies
sorgt entweder für Verdruss oder Gelächter im Dorf.
Im Laufe der Jahrtausende gab es mehrere Klimawechsel. Das römische
Weltreich wurde durch eine Warmzeit ermöglicht. Die Pässe in
den europäischen Gebirgszügen waren schneefrei, die Legionen
kamen leicht über die Alpen. Um die Mitte des ersten Jahrtausends
folgte eine grimmige Kälteperiode. Missernten zwangen das Volk der
Goten, ihre skandinavische Heimat in Richtung Süden zu verlassen.
Dies war die Zeit der Völkerwanderungen. Eine mittelalterliche Warmzeit
machte die Verkehrswege über die Berge für einige Jahrhunderte
abermals frei, es folgte die Zeit der ersten wirtschaftlich starken Reiche
des noch jungen Europas. In dieser Warmperiode entstand beispielsweise
Tirol - eine Keimzelle des später so mächtigen Habsburgerreiches.
Eine jahrzehntelange Zwischeneiszeit im 17. Jahrhundert mündete in
den dreißigjährigen Krieg. Die Hälfte der europäischen
Bevölkerung starb durch Hunger und Krieg. Zurzeit gehen die Temperaturen
aufwärts, was unserer Atmosphäre mehr Energie und Milliarden
Tonnen an Wasserdampf zusätzlich zuführt.
Die Bezeichnung "Jahrhunderthochwasser" sagt bereits, dass
es sich um wiederkehrende Katastrophen handelt. Die nötigen Rück-
und Schutzbauten in Hochwasser- und Lawinengebieten werden in den nächsten
Jahrzehnten unvorstellbare Geldsummen verschlingen, denn Fluten und Lawinen
werden zunehmen. Nicht nur in den leichtsinnig verbauten roten Zonen.
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