Reine Luft und klares Wasser sind der einhellige Wunsch unserer Gesellschaft.
Den Wunsch nach sauberen Böden verstehen verchromte und holzgetäfelte
Fortschrittsmenschen nicht immer so klar. Der Boden ist schließlich
das, worauf man herumtrampelt, und den man mit Häusern und Straßen
versiegelt. Wenn die lieben kleinen Kinder am Ende natürliche Böden,
also Erde, häufchenweise in die Wohnung schleppen, dann schimpft
die Mama. "Schmutz" hat draußen zu bleiben.
Unsere Böden sind, man kann es nicht deutlich genug sagen, die Basis
allen Lebens, denn die Nahrung dieser Welt kommt aus dem Boden. Die mehr
oder weniger gekühlten oder in Kunststoff verpackten Nahrungsmittel,
die wir im Supermarkt kaufen, lassen uns manchmal vergessen, dass unser
Essen direkt oder mittelbar als Produkt der Nahrungskette aus der Erde
kommt. Der älteren Generation und den in der Landwirtschaft tätigen
Menschen muss man diesen einfachen Sachverhalt nicht erklären, aber
die jüngeren Menschen haben dieses Prinzip zum Teil aus dem Auge
verloren.
An der Basis des Lebens steht die Photosynthese der grünen Pflanzen.
Dieser chemische Prozess erzeugt pflanzliche Stärke und Sauerstoff
zum Atmen. Milch, Käse, Joghurt, Eier, Fleisch usw. sind zwar tierische
Produkte, doch auch Tiere leben von pflanzlichen Gewächsen. Kühe
grasen, Ziegen fressen alles Erreichbare, Hühner picken Körner.
Sie sind wie alle anderen Lebewesen letztlich auf Pflanzen und damit auf
funktionierende Böden angewiesen.
Die Böden selbst enthalten jede Menge Lebewesen. Unermüdlich
bearbeiten Regenwürmer, Asseln, Schnecken, Spinnen, Insekten, Milben,
Bakterien usw. organische Substanzen wie abgefallene Blätter und
andere Stoffe, damit sie von den Pflanzen als Dünger wieder verwertet
werden können. Böden regeln nicht nur die natürlichen Kreisläufe
organischer und mineralischer Stoffe. Wie ein riesiger Filter reinigt
der Boden das Wasser. Jeder Stoff, der irgendwann die Luft oder das Wasser
belastet, landet früher oder später im Boden. Böden schlucken
Umweltsünden über Jahre hinweg. Ein Boden vergisst jedoch nichts,
und er lässt sich - im Gegensatz zu Wasser und Luft - nicht reinigen.
Die Gesundung vergifteter Böden kann Jahrhunderte dauern.
Wenn wir uns wieder einmal über den "Dreck" an den Schuhen ärgern,
sollten wir einen Augenblick daran denken, dass dieser ein unverzichtbarer
Teil des Lebens ist. Die aktuelle Sonderschau "Lebensgrundlage Boden"
in der Vorarlberger Naturschau (4. 3. 2000 bis 2. 4. 2000) bietet einige
überraschende Ein- und Ansichten über Böden. Die Ausstellung
entstand auf Initiative des Naturschutzbundes Vorarlberg in Zusammenarbeit
mit Vereinen und Institutionen.
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