Die Bevölkerung fürchtet, daß unter dem Deckmantel der
Ökologisierung der Besteuerung ein weiterer Griff in die Taschen
erfolgen wird. Ökologisierung der gesamten Wirtschaft? Hatten wir
das nicht schon einmal?
Vor nicht einmal einem Jahrzehnt hat der damalige ÖVP-Spitzenkandidat
und Vizekanzler Josef Riegler die "ökosoziale Marktwirtschaft"
zum Wahlkampfthema erhoben und wurde dafür von den Wählern bestraft.
Die Parteien haben daraufhin das Thema verschreckt ganz schnell nach hinten
geräumt. Der letzte Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow,
sagte einmal sinngemäß: "Wer zu spät kommt, den bestraft
das Leben und wer zu früh kommt, den bestraft die Geschichte."
Josef Riegler ist es so ergangen. Er war mit seinem außergewöhnlichen
Thema anderen Politikern um Jahrzehnte voraus und bekam dafür die
Rechnung der Geschichte präsentiert.
Die Industrienationen verbrauchen heute in nicht einmal 2 Jahren so viel
fossile Energiereserven wie alle Länder der Erde im gesamten 19.
Jahrhundert. Die Feststellung, daß diese unmäßige Verschwendung
nicht lange funktionieren kann, benötigt keine Begründung. Der
Begriff "Energie" ist in der Physik genau definiert. Ohne Energie
geht gar nichts. Nicht einmal Leben ist ohne Energie möglich. Mit
Energie kann man Dinge in Bewegung setzen, erwärmen oder zum Leuchten
bringen. Energie kann, was nur Physiker zu wissen scheinen, nicht erzeugt
sondern nur umgewandelt werden. Die Energie, die wir heute so sorglos
durchbringen, stammt großteils aus nicht erneuerbaren Energieträgern.
Kohle, Öl und Gas sind uralte Reserven aus der Nahrungskette und
somit eine Art fossiler Sonnenenergie.
Die Wasserkraftwerke können weltweit nur einen Bruchteil der benötigten
Energie bereitstellen. Dies gilt auch für die Kernenergie, die global
nur einen unbedeutenden Anteil am gesamten Energiemarkt hat. Das mit Abstand
größte Kontingent der umgesetzten Energie kommt aus den Kohle-,
Öl- und Gasreserven, und diese sind begrenzt. Die Nationen zehren
seit Beginn der industriellen Revolution vom Welt-Energiekapital, das
mit Hilfe der Sonne und der Pflanzen vor Millionen Jahren entstanden ist.
Finanzministern wird eine gewisse Schlitzohrigkeit beim Erfassen neuer
Geldquellen nachgesagt. Bei der nicht enden wollenden Geldnot eines lustvoll
verteilenden Staates gilt das fast schon als Tugend. Von einer wirklich
fortschrittlichen, weit in die Zukunft weisenden ökologischen und
somit langfristig wirksamen Steuerreform sind die Regierungen der Industrienationen
freilich noch weiter entfernt als die Dampfmaschine von einer Raumstation.
Wir müssen wohl auf die übernächste Politikergeneration
warten.
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