Böse Zungen behaupten, Ökologie verhalte sich zur Ökonomie
wie Astrologie zur Astronomie. Der Versuch, die Ökologie in die
gleiche Ecke zu stellen wie die nicht zu den anerkannten Wissenschaften
zählende Astrologie, ist hier nicht zu übersehen. Die Endungen
„-logie“ und „-nomie“ sind aber nebensächlich,
weil sich sowohl die Ökologie als auch die Ökonomie auf den
gleichen Wortstamm bezieht. Das griechische Wort 'oikos' bedeutet so
viel wie Haushalt. Der Begriff der Ökonomie stammt aus dem 17.
Jahrhundert und bezeichnete ursprünglich die Lehre von der Volkswirtschaft.
Später wurde die Ökonomie von Philosophen in Beschlag genommen
und durch allerlei ideologische Wortwölfe gedreht, bis man unter
der Ökonomie alles Mögliche verstehen konnte. Rund hundert
Jahre lang war die Ökonomie ein zentraler Bestandteil des Marxismus.
Eine seriöse und von Ideologien halbwegs befreite Wissenschaft
ist die Ökonomie erst seit einigen Jahrzehnten.
Die Ökologie ist die Lehre von den Wechselbeziehungen zwischen
den Lebewesen untereinander und mit ihrer Umwelt. Der Begriff Ökologie
wurde vom deutschen Biologen Ernst Haeckel 1866 erstmals verwendet.
Haeckel war ein Bewunderer des englischen Biologen Charles Darwin, der
mit seinen Werken über Wechselwirkungen zwischen Tier- und Pflanzenarten
die Grundlagen für eine wissenschaftliche Ökologie bereitet
hatte. Sowohl die Ökonomie als auch die Ökologie sind komplizierte
Lehrgebäude. Ein Ökonom sollte nicht nur über Geld, sondern
auch über Geografie, Geschichte und Technik Bescheid wissen. Ein
guter Ökologe muss sich nicht nur in Biologie auskennen, er sollte
auch die Grundlagen der Chemie und Physik im Kopf haben.
Wir wissen, was in der Vergangenheit aus welchen Gründen falsch
gelaufen ist. In fast allen Fällen haben die Ursachen kriminelle
oder dilettantische Hintergründe. Enron (USA), Swissair (Schweiz)
und BAWAG (Österreich) – um nur drei zu nennen – stehen
für ökonomische Desaster, Bhopal (Indien), Tschernobyl (Ukraine)
und viele vergiftete Flüsse in China sind Beispiele ökologischer
Katastrophen.
Staatsverschuldungen, Wirtschaftskriminalität, begrenzte Rohstoffreserven,
die Veränderung der Ökosysteme durch die globale Erwärmung
und schwindenede Trinkwasserreserven bilden bei einer rapid wachsenden
Menschheit die größten Herausforderungen. Diese Probleme
können nur von Politikern gemeistert werden, die sowohl ökonomisch
als auch ökologisch denken und handeln können, ohne auf überkommenen
Ideologien herumzureiten. Es handelt sich dabei nicht nur um eine Frage
der Vernunft, sondern schlicht um eine Frage des Überlebens. Die
Zukunft kann nur wirtschaftlich-ökologischen Koalitionen gehören.