Der bekannte amerikanische Astronom und Schöpfer wissenschaftlicher TV-Serien, Carl Sagan (1934-1996), sagte im letzten Interview seines Lebens: „Unsere Gesellschaft ist in hohem Maße von Wissenschaft und Technik abhängig, obwohl die breite Masse kaum etwas davon versteht. Diese Mischung aus Ignoranz und Macht wird uns noch um die Ohren fliegen.“
Sagan spricht hier ein ernstes Thema an. Wenn wir beklagen, dass sich die Zeiten ändern, dann übersehen wir, dass die Zeiten von uns geändert werden. Manchmal absichtlich, manchmal unabsichtlich. Die großen Änderer sind dabei nicht die Könige, Fürsten und Philosophen, schon gar nicht die Politiker, sondern die Naturwissenschaftler und Techniker. Auch die Klage, wonach die Wissenschaftler tun, was sie wollen, stimmt nur teilweise. Der Bau von Atombomben wurde in allen Staaten, die diese Massenvernichtungswaffen besitzen, von oberster Stelle angeordnet.
Während der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts entstand nach der zufälligen Enteckung spezieller Enzyme die Gentechnik. Nachdem klar geworden war, welch mächtiges Werkzeug den Genetikern in die Hände gefallen war, wurde im kleinen Küstenort Asilomar in Kalifornien eine Konferenz organisiert. Politiker, Journalisten und noch uninformierte Biologen sollten unterrichtet werden und Gelegenheit erhalten, Fragen zu stellen. Das Interesse war eher gering, nur ein Politiker von Rang (Ted Kennedy) nahm an der Konferenz teil. Erst Jahre danach, als die Gentechnik längst in Schwung war, tauchte erstes Jammern auf. Der Vorwurf, dass die Kerle in den Labors heimliche Verschwörer sind und erst aus ihren Elfenbeintürmen kommen, wenn sie etwas ganz Böses entdeckt haben, ist sinnlos.
Die Frage, ob die Gesellschaft neue Entwicklungen verhindern kann, ist leicht zu beantworten: Sie kann es nicht. Die Grundlagenforschung ist nur für Eingeweihte zugänglich und verständlich. Es ist möglich, Laborvorschriften zu erlassen und technischen Entwicklungen gewisse Grenzen zu setzen, aber verhindern lässt sich nichts. Auch das Jammern über die Macht von Amazon, Google, facebook und Twitter mag berechtigt sein, aber es kommt zu spät, weil nur Naturwissenschaftler und Techniker in der Lage sind, sich im Vorhinein mit den Konsequenzen ihrer Arbeit auseinanderzusetzen.
Forderungen nach mehr politischer Bildung in den Schulen tauchen in schöner Regelmäßigkeit auf. Ein eigenes Fach brauchen wir dazu nicht, das kann der Unterrichtsgegenstand Geschichte leisten. Wichtiger wäre es, die Jugendlichen zu informieren und ihnen zu zeigen, dass Ignoranz gegenüber den Wissenschaften ein schwerer Fehler ist. Wir haben nun einmal die moderne Technik, ob wir wollen oder nicht.