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14. Dezember 2024


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DAS DEKRET VON 1616


Vor vierhundert Jahren, im Frühjahr 1616, begann ein Krieg zwischen Kirche und Wissenschaft, den die Kirche zwangsläufig verlieren musste. Der Mathematiker, Physiker und Astronom Galileo Galilei sollte ermahnt werden, bestimmte neue astronomische Theorien zu meiden.

Knapp hundert Jahre zuvor hatte Nikolaus Kopernikus in seinem mehrbändigen Werk „De Revolutionibus Orbium Coelestium“ (Über die Umdrehungen der Himmelskörper) behauptet, es seien Hinweise vorhanden, dass sich die Erde um die Sonne bewegt. Die Kirche lehrte aber, dass die Erde unbeweglich im Zentrum des Universums steht. Diese Idee stammt vom Philosophen Aristoteles und wurde wie ein Dogma behandelt. In der Bibel stehen nur Andeutungen über die Himmelskörper, jedenfalls nichts Handfestes.

Ende Februar 1616 sprach Kardinal Robert Bellarmin in Anwesenheit von Zeugen in der Diözese Montepulciano mit Galileo Galilei und ermahnte ihn, die Bewegung der Erde um die Sonne nicht als bewiesene Theorie, sondern nur als Idee zu betrachten. Zuvor hatte Galilei behauptet, er habe mit Hilfe seines Fernrohrs Dinge beobachtet, die neue astronomische Theorien zur Folge haben würden. Galileo verkündete, er könne beweisen, dass sich die Erde um die Sonne bewegt. Mitte März 1616 folgte eine schriftliche kirchliche Mahnung. Die Ideen des Nikolaus Kopernikus sowie  eines gewissen Diego de Zuniga und eines Pater Paolo Antonio Foscarini, die die Lehre des Kopernikus verteidigt hatten, wurden als Irrtümer bezeichnet. Das Dekret nannte die Theorie des heliozentrischen kopernikanischen Sonnensystems „unkatholisch“. Die Erde wurde vor 400 Jahren gewissermaßen per Dekret im Kosmos festbetoniert. Unterschrieben war das Dokument vom Bischof von Albano.

Die Sache geriet – auch wegen des dreißigjährigen Krieges - in Vergessenheit, denn Kopernikus war 1543 gestorben, Diego de Zuniga starb 1597 und Pater Foscarini 1615. 1624 reiste Galilei nach Rom und wurde mehrmals von Papst Urban VIII. empfangen, der ihn ermutigte, über das Sonnensystem zu schreiben. Das Dekret von 1616 kannte der Papst nicht. Galilei schrieb daraufhin sein Buch „Der Dialog“. Darin verglich er das alte aristotelische System der Kirche (die Erde steht im Zentrum des Universums still) mit dem neuen System des Kopernikus (die Erde rotiert um die Sonne). Galileo legte das Buch einem einfältigen Pater zur Kontrolle vor, der keine Ahnung hatte, welch brisantes Manuskript er vor sich hatte. Nachdem das Buch erschienen war, wurde Galileo von einem Dominikanerpater angezeigt, vor ein Inquisitionsgericht gestellt und am 22. Juli 1633 in Rom verurteilt - nicht, weil er der Bibel widersprochen, sondern weil er die Anweisung von 1616 nicht befolgt hatte.




© 2016 Rudolf Öller, Bregenz



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