1609 entdeckte der italienische Astronom und Mathematiker Galileo Galilei
ein interessantes Spielzeug auf einer Ausstellung in Venedig. Dieses
„optische Rohr“, das wir heute als Fernrohr kennen, konnte
Gegenstände für das Auge näher heranholen. Galilei machte
sich daran, dessen Präzision zu verbessern. Nachdem ihm das gelungen
war, beobachtete er die Vorgänge am Himmel genauer und entdeckte
Ungeheuerliches. Er sah, dass der Mond Berge und Täler hatte und
unserer Erde somit nicht unähnlich war. Diese Beobachtung war insofern
sensationell, als der allseits geachtete Philosoph Aristoteles behauptet
hatte, die Himmelskörper seien vollkommen und makellos. Zu allem
Überdruss wies die Sonne, deren Bild Galileo mit Hilfe seines Fernrohrs
auf ein Blatt Papier projizierte, dunkle Flecken auf. Es sollte aber
noch schlimmer kommen.
Der große Philosoph Aristoteles hatte behauptet, dass die Erde
im Mittelpunkt des Universums liegt und alle Himmelskörper, also
auch die Sonne, sich um die Erde herum bewegen. Dieses „geozentrische“
System des Aristoteles hatte sich in der Vorstellung der Menschen so
sehr gefestigt, dass niemand an dieser „Wahrheit“ zweifelte.
Der deutsch-polnische Astronom Nikolaus Kopernik(us) hatte jedoch schon
1543 behauptet, dass die Himmelsphänomene nur dann zu verstehen
sind, wenn man sich die Sonne im Mittelpunkt und die Planeten rundherum
vorstellt. Kopernikus konnte sein „heliozentrisches“ System
nicht beweisen, somit hielt sich die öffentliche Erregung in Grenzen.
Nun war eine neue Situation eingetreten. Galilei sah, dass die Venus
Phasen wie der Mond zeigt, so wie es Kopernikus vorausgesagt hatte.
Die Venus entpuppte sich als ein gewöhnlicher Planet, der sich
innerhalb der Erdbahn um die Sonne bewegt. Am sensationellsten war jedoch
die Beobachtung, dass der Planet Jupiter Monde hat. Damit war das alte
System des Aristoteles geplatzt, das neue System des Koperni-kus hatte
sich als richtig herausgestellt und bildete die erste große Revolution
in den Wissenschaften. Der Prozess gegen Galilei im Sommer 1633 hatte
eine mutmaßliche Gehorsamsverweigerung und die peinliche Widerlegung
des Aristoteles zum Inhalt. Um Glaubensfragen ging es nur am Rande,
die römische Inquisition hatte hier nichts in der Hand.
Galileo Galilei hat seine wichtigsten Erkenntnisse, wie die Entdeckung
der Jupitermonde und der Saturnringe, im Jänner 1610 mit Hilfe
seines Fernrohrs gewonnen. Er hat damit die systematische Befragung
der Natur - das Experiment - als Methode der Wissenschaft begründet.
Das, was wir heute „moderne Wissenschaft“ nennen, hat somit
vor vierhundert Jahren begonnen.