Jugendliche wissen, was ein Megabyte bedeutet. Es handelt sich eine
Million Zeichen, die in einem elektronischen Chip oder auf einer Festplatte
gespeichert sind. Ein Gigabyte umfasst eine Milliarde, und seit geraumer
Zeit gibt es Festplatten für Computer, die eine Kapazität
von einem Terabyte haben, das sind 1 Billion Zeichen. Das Wort „Teras“
– nicht zu verwechseln mit dem lateinischen „terra“
- kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Ungeheuer. Dieses
Wort, das auch in „Teratom“ (ein Krebsgeschwür) enthalten
ist, könnte unserem Jahrhundert seinen Stempel aufdrücken.
Der letzte Jahreswechsel hat uns manchen Rückblick auf die vergangenen
zehn Jahre beschert, wobei der akademische Streit, ob das neue Jahrzehnt
2010 oder erst 2011 beginnt, im Grunde keine Rolle spielt. Kulturell
habe das abgelaufene Jahrzehnt nichts Neues gebracht, hieß es,
ökologisch sei es weiter bergab gegangen, die Gier habe zu- und
die demokratische Gesinnung abgenommen. Der Terror habe die Welt im
Griff, die Menschheit trete auf der Stelle und so weiter und so fort.
Sieht man genauer hin, so stellt man fest, dass sowohl in der Kunst
als auch in der Wissenschaft monströse Dinge geschehen sind. Viele
Filme kommen beispielsweise ohne elektronisch produzierte Effekte nicht
mehr aus. Vor zehn Jahren hat man „Industrial Light and Magic“
(ILM) – das ist die Firma des Filmgiganten George Lucas - engagiert,
um alle Tricks für „Star Trek 8“ zu fertigen. Den heutigen
Qualitätsstandard schafft eine einzelne Arbeitsgruppe nicht mehr.
Die Riesenwelle, die beispielsweise im Film "The Day after Tomorrow"
über New York schwappt, wurde von einer Firma gestaltet, das erfrorene
New York von einer anderen. Im Fall des beispiellosen Films „Avatar“
hat "Weta Digital", die auch die Effekte für die Trilogie
„Der Herr der Ringe“ produzierte, den Großteil der
elektronischen Szenen generiert. Die große Anzahl an Einstellungen
konnte aber nicht mehr zeitgerecht bewältigt werden, deshalb mussten
zusätzliche Firmen engagiert werden.
Auch in der Wissenschaft kommen die bedeutenden Neuerungen fast nur
noch aus Großbetrieben. In der Pharmabranche sind es die bekannten
Konzerne, in der Genetik Firmen wie „Amgen“ oder das „John
Craig Venter Institute“ (JCVI), in der Evolutionsforschung das
„Darwin Centre“ in London mit seinen über neun Millionen
Fossilien und in der Teilchenphysik das „Conseil Européen
pour la Recherche Nucléaire“ (CERN) in Genf.
Hält der Drang zur Wucherung in Kultur und Wissenschaft weiter
an, dann könnte die Teratomanie des 21. Jahrhunderts durchaus die
legitime Nachfolgerin der Gigantomanie des 20. Jahrhunderts werden.