Der Meeresboden ist keine flache Einöde, sondern bildet Landschaften
wie das Festland. Es gibt flache Ebenen, Gebirge, Täler, Vulkane
und Schluchten. Die tiefsten nennt man Gräben oder Rinnen, sie
tragen Namen wie „Marianengraben“ oder „Japangraben“.
In diesen Gräben gibt es Löcher, die ebenfalls Namen haben.
Das tiefste Loch im Mariannengraben reicht 11.000 Meter in die Tiefe,
heißt „Challenger Deep“ und liegt im westlichen Pazifik.
Das vom Schweizer Auguste Piccard konstruierte Spezial-Uboot „Trieste“
wurde in Italien gebaut und 1953 vom Stapel gelassen. Piccard bezeichnete
sein Tiefsee-Boot „Bathyskaph“ (griechisch „bathos“
und „skaphos“ für Tiefe und Schiff). Im September 1953
erreichte die Trieste mit Auguste Piccard und seinem Sohn Jacques die
(damalige) Rekordtiefe von 3.150 Metern. Die Konstruktion war abenteuerlich.
Der bootsähnliche Oberteil war mit Wasser und 110 Tonnen Benzin
gefüllt. Am unteren Ende des Schwimmkörpers, gewissermaßen
am Kiel, hing eine Stahlkugel, in der gerade zwei Menschen Platz fanden.
Zwei Ballastsilos enthielten einen Haufen Schrott, der das Boot nach
unten ziehen musste. Sobald der Schrott fallen gelassen wurde, konnte
das Boot wieder aufsteigen, wobei die Tanks so konstruiert waren, dass
der Ballast im Falle eines Stromausfalls automatisch abgeworfen wurde.
Das Auf- und Absteigen funktionierte also mit der gleichen Auftriebstechnik,
die bei Gasballons verwendet wird. Familie Piccard verkaufte die Trieste
1958 an die US-Army, Jacques Piccard behielt aber noch für einige
Jahre die technische Aufsicht.
Im Jänner 1960 startete im Marianengraben der Rekordversuch. In
der engen Kugel saßen Jacques Piccard und der Marineleutnant Don
Walsh. Der Abstieg zur tiefsten Stelle im Ozean dauerte über vier
Stunden. In fast 11.000 Metern Tiefe blieb die Trieste eine halbe Stunde,
dann folgte der Aufstieg. Ganz unten im Challenger Deep widerstand das
Tauchboot einem Druck von unvorstellbaren 1.170 bar. Auf jedem Quadratzentimeter
der Trieste, das entspricht der Größe eines Fingernagels,
lasteten fast 1,2 Tonnen.
Die Familie Piccard ist außergewöhnlich. Vater Auguste Piccard
erreichte mit einem Ballon 1931 die für die damalige Zeit unglaubliche
Höhe von fast 16.000 Metern. Sohn Jacques erreichte die tiefste
Stelle des Meeres und Enkel Bertrand Piccard um-rundete 1999 mit seinem
Copiloten Brian Jones erstmal mit einem Ballon die Erde. Betrand Piccard
bereitet sich übrigens auf eine Erdumrundung mit einem Solarflugzeug
vor. Die bis heute kein zweites Mal durchgeführte Rekord-Tauchfahrt
von Jacques Piccard fand vor 50 Jahren, am 23. Jänner 1960, statt.