In den USA ist kürzlich der englische Film „Creation“
angelaufen, der in beeindruckender Weise den inneren Kampf zeigt, den
Charles Darwin erleiden musste. Seine Theorie von der Abstammung der
Tier- und Pflanzenarten, wobei die natürliche Selektion die stärkste
Kraft in der Natur ist, hat damals ein Beben in der wissenschaftlichen
Welt ausgelöst.
Schon während seiner fünfjährigen Weltreise zweifelte
Darwin am damals gültigen philosophischen Dogma, wonach die Arten
unveränderlich sind, aber erst Jahre später formulierte er
seine Gedanken. Zwischen 1837 bis 1842 trug Darwin akribisch zahllose
Fakten zusammen, um seine Überzeugung zu untermauern. Siebzehn
Jahre später, im November 1859, veröffentlichte er sein Buch
über "Die Entstehung der Arten". Vor der Veröffentlichung
schrieb er in einem Brief an seinen Freund, den Botaniker Joseph Hooker:
"Es ist als ob man einen Mord gesteht." Darwin wusste also,
was er angerichtet hatte. Mit diesem berühmten Satz ahnte er auch
die Konflikte voraus, die er mit seiner Theorie hervorrufen würde.
Tatsächlich litt Darwin bis an sein Lebensende an einer seltsamen
Krankheit, von der bis heute nicht bekannt ist, ob sie psychosomatisch
bedingt war.
Albert Einstein erging es zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaum besser.
1915, zehn Jahre nach der Publikation seiner speziellen Relativitätstheorie
gestand er dem jüdischen Schriftsteller Alexander Moszkowski: „Allerdings
muss ich erwähnen, dass ich in der allerersten Zeit, als die spezielle
Relativitätstheorie in mir aufging, von allerhand nervösen
Konflikten heimgesucht wurde. Ich ging wochenlang wie verwirrt umher,
als ganz junger Mensch, wie gesagt, der wohl in solcher Lage erst einmal
das Stadium der Betäubung durchlaufen musste.“ Noch als alter
Mann gestand Einstein amerikanischen Kollegen gegenüber, dass ihn
das Thema als junger Mensch zehn Jahre verfolgt hatte, bis ihm endlich
klar geworden war, dass Raum und Zeit neu definiert werden mussten.
Auch der deutsche Physiker Max Planck hatte Qualen zu durchleiden.
Als er vor 110 Jahren seine neue Theorie zu den Energiequanten vortrug,
glaubte er selbst nicht so recht an seine eigene Entdeckung, dass jegliche
Energie im Universum in kleinsten Mengen - den Quanten - übertragen
wird. Diese neue Theorie widersprach fundamental der Philosophie des
Aristoteles, die Planck besonders verehrte. Obwohl Planck eine der erfolgreichsten
Theorien aller Zeiten - die Quantentheorie - begründet hatte, versuchte
er eine Zeitlang vergeblich dagegen anzukämpfen.
Darwin, Einstein und Planck hatten die Wissenschaften nachhaltig revolutioniert.
Der Preis dafür waren seelische Belastungen.