Die Frage, wie stark sich der Staat in die Angelegenheiten seiner Bürger
einmischen soll, ist uralt. Bekanntlich gibt es in fast allen Gesellschaften
verschiedene Strömungen, an deren Rändern sich radikale Ansichten
finden. Am rechten Rand ist man der Meinung, dass der Staat die Bürger
in erster Linie vor Bedrohungen - möglicht bis an die Zähne
bewaffnet - beschützen muss. Auf der linken Seite träumen
Utopisten davon, dass alle Bürger die gleiche Bildung erhalten
und gleich viel bzw. wenig Geld verdienen sollen. Man mag zu der Frage
stehen wie man will, aber eines ist klar. Je stärker sich der Staat
in die Wissenschaften einmischt, desto schlechter ist das für jegliche
Innovation. Ausnahmen bestätigen die Regel: Die erste Atombombe
wurde in den USA auf Befehl des Präsidenten gebaut.
Lewis Selye, ein Mitglied des US-Repräsentantenhauses, beschwerte
sich 1868 über das „Smithsonian Institute“ - immerhin
eines der erfolgreichsten Wissenschaftsinstitute der Welt: „Mir
ist es genug, dass es alle Leute krank macht, diese Institution zu besuchen.
Niemand kann irgendeinen Nutzen von ihr erwarten.“ Den Vogel abgeschossen
hat 1901 US-Senator Simon Cameron: „Ich bin der ganzen Sache,
die hier Wissenschaft genannt wird, müde … es wird Zeit,
dass dies ein Ende nimmt.“
Der große britische Physiker und Nobelpreisträger Joseph
John Thomson beklagte 1916 in einer Ansprache die mangelnde Effizienz
staatlicher Stellen. Thomson meinte beispielsweise, dass Entdeckungen
wie die Röntgenstrahlen nur aus einer Privatinitiative kommen konnten.
Beamte, die Thomsons Labor besucht hatten, in dem immerhin das Elektron
entdeckt worden war, gaben ihm mehrfach den Rat, sich lieber mit nützlichen
Dingen zu beschäftigen. Thomsons Sohn George, ebenfalls ein Nobelpreisträger,
zitierte später seinen Vater: „Hätten Regierungslaboratorien
bereits in der Steinzeit gearbeitet, wir hätten wunderbare Steinbeile,
niemand hätte jedoch die Metalle entdeckt.“
Die deutsche V2-Rakete ging aus militärischen Gründen in
Massenproduktion. Die Idee zum Bau der Rakete und die Konstruktionspläne
stammten allerdings vom Raketenpionier Wernher von Braun, der ein Leben
lang nur die Weltraumforschung im Auge hatte.
Zurück zur oben erwähnten Atombombe: Staatliche Beamte und
hohe Offiziere hatten Präsident Truman mehrfach vor dem Bau gewarnt,
denn das sei nichts als Geldverschwendung. Hätte Truman auf sie
gehört, die Atombombe wäre nie gebaut worden. Adolf Hitler
hat seinem Wissenschaftsberater Philipp Lenard vertraut. Dieser hatte
gemeint, Atomphysik sei minderwertige Judenphysik, eine Atombombe würde
nie funktionieren.