Es wurde an dieser Stelle schon öfter darauf hingewiesen, dass
Wissenschaftler nicht selten schräge Typen sind, die sogar närrische
Zeitschriften herausgeben, wie etwa das „Journal of Irreproducible
Results“. Aber auch seriöse Publikationen erlauben sich gelegentlich
die eine oder andere Albernheit, die von humorlosen Lesern nicht immer
verstanden werden. Eine dieser Blödeleien betrifft Abschlussexamen,
die vor Jahren in den „Proceedings of the Institute of Radio Engineers“
- eine Fachzeitschrift für Nachrichtentechnik - veröffentlicht
wurden. Gewissenhafte Pädagogen mögen ihre Prüfungstechniken
mit Hilfe der folgenden Liste kontrollieren:
(1) Geben Sie die schwierigste Aufgabe zuerst, denn wenn diese hinreichend
kompliziert ist, wird der Kandidat zu verwirrt sein, um nachfolgende
Fragen beantworten zu können.
(2) Wenn Sie sich an den Prüfling wenden, seien Sie reserviert
und streng. Im Gegensatz dazu unterhalten Sie sich fröhlich mit
den anderen Prüfern. Ein wirkungsvolles Mittel ist es, zu den anderen
Prüfern ironische Bemerkungen über die Antworten des Kandidaten
zu machen.
(3) Lassen Sie jede Frage auf Ihre Weise beantworten, besonders wenn
es nur für Eingeweihte verständlich ist. Geben Sie bei jeder
Frage Einschränkungen an. Die Idee ist, ein einfaches Problem zu
komplizieren.
(4) Jagen Sie den Kandidaten, wenn möglich, in einen trivialen
Fehler und lassen Sie Ihn darüber lange rätseln. Gerade dann,
wenn der Kandidat seinen Irrtum erkennt, jedoch bevor er die Möglichkeit
hat, seinen Irrtum zu erklären, verbessern sie ihn mit schroffen
Worten. Dies benötigt ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen,
was durch Übung jedoch erlangt werden kann.
(5) Wenn sich der Prüfling in der Klemme befindet, führen
Sie ihn nicht heraus. Seufzen sie laut hörbar und wechseln sie
das Thema!
(6) Stellen Sie unfreundliche Zwischenfragen wie etwa „Haben Sie
das nicht in der Volksschule gelernt?“
(7) Lassen Sie den Kandidaten nie Fragen zur Klärung stellen. Was
Sie hören wollen sind keine Fragen, sondern Antworten.
(8) Fragen Sie alle paar Minuten, ob er etwa nervös sei.
(9) Tragen Sie Sonnenbrillen, das entnervt.
(10) Setzen Sie sich und die anderen Prüfer so, dass der Prüfling
nicht alle gleichzeitig sehen kann. Dies ermöglicht es, ihn in
ein rotierendes Kreuzverhör zu verwickeln. Warten Sie, bis sich
der Kandidat von ihnen abwendet, dann stellen Sie eine Zwischenfrage.
Bei geeigneter Koordination der Prüfer ist es so möglich,
den Prüfling ein paar Drehungen machen zu lassen, was ihn völlig
verwirren wird.
Wir haben jetzt Fasching, und obige Anweisungen entbehren daher glücklicherweise
jeder Grundlage.