Henry Cavendish (1731 – 1810) wurde in Nizza an der Cote d’Azur
geboren und stammte aus einer alten britischen Adelsfamilie. Seine Mutter
starb bei der Geburt seines jüngeren Bruders. Als Sohn einer wohlhabenden
Familie besuchte der scheue Henry eine der besten Privatschulen Englands.
1749 begann er ein Studium an der Elite-Universität Cambridge,
die er allerdings ohne Abschluss verließ. Cavendish galt als schüchterner
Sonderling, der gerne allein war. Mit seinem Bruder reiste er durch
Europa, später lebte er zusammen mit seinem Vater bis zu dessen
Tod in London.
Der Vater interessierte sich für chemische Experimente, und dieses
Interesse gab er an seinen Sohn Henry weiter. 1773 erbte Cavendish von
einem reichen Onkel einen großen Geldbetrag. Er zog daraufhin
in eine Villa nach Clapham Common, wo er sich ein großes Versuchslabor
und eine Bibliothek einrichtete. Nun konnte er sich ganz seinem Hobby
widmen. Bei seinen Experimenten entdeckte Cavendish viele physikalische
und chemische Gesetzmäßigkeiten, die er großteils nicht
veröffentlichte. Die Manuskripte wurden in seinem Nachlass gefunden.
Zu den wichtigsten chemischen Entdeckungen von Henry Cavendish zählt
der Wasserstoff. Er erkannte, dass Wasserstoff ein Element ist und zu
Wasser verbrennt. Wasser konnte daher kein Element sein, wie man damals
glaubte. Cavendish räumte auch mit dem Irrtum auf, dass die Luft
ein einheitliches Gas ist. Den Teil der Luft, der jede Verbrennung verhindert,
nannte er „mephistische Luft“. Dies führte zur Entdeckung
des Stickstoffs. Die größte Leistung war die experimentelle
Bestimmung der Gravitationskonstante. Diese Zahl bestimmte er mit einer
Gravitationsdrehwaage, die er selber konstruierte und in mühevoller
Kleinarbeit eichte. Die Gravitationskonstante benötigt man, um
die Massen von Himmelskörpern und deren Anziehungskräfte zu
berechnen. Die moderne Raumfahrt wäre ohne Kenntnis der von Cavendish
bestimmten Zahl nie möglich geworden.
Henry Cavendish, der stille und geniale Experimentator, starb vor 200
Jahren, am 24. Februar 1810. Seinen Erben hinterließ er das gewaltige
Vermögen von über einer Million Pfund. Ein Teil des Geldes
stifteten die Erben zum Aufbau des „Cavendish Laboratory“
(benannt nach William Cavendish, Duke of Devonshire) an der Universität
Cambridge. Dieses Labor entwickelte sich später zur weltweit leistungsstärksten
Produktionsstätte von Naturwissenschaftlern. Bisher haben nicht
weniger als 28 Nobelpreisträger am Cavendish gearbeitet, darunter
auch die DNA-Forscher James Watson und Francis Crick. Zurzeit befindet
sich dort ein Labor für Nanoforschung im Aufbau.