Der Film des Amerikaners Michael Moore „Fahrenheit 9/11“
wurde in aller Welt gesehen. 9/11 kann man unschwer als den Tag des größten
Terroranschlags auf amerikanischem Boden identifizieren, nur wenige haben
indes nach der Bedeutung von Fahrenheit gefragt. Angelehnt ist Fahrenheit
9/11 an den Roman „Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury und den
gleichnamigen Film von François Truffaut. Die Temperatur von 451
Grad Fahrenheit entspricht ungefähr 233 Grad Celsius, das ist die
Hitze, bei der laut Roman „Bücherpapier Feuer fängt und
verbrennt“.
In einer Welt der Zukunft legt der Feuerwehrmann Montag - im Film gespielt
vom legendären österreichischen Schauspieler Oskar Werner -
Feuer, statt Feuer zu löschen. Montag verbrennt Bücher, denn
in der neuen Gesellschaft ist es weder erlaubt, Bücher zu besitzen
noch zu lesen. Es werden auch alle Möglichkeiten, Denkansätze
zu entwickeln, eingeschränkt, dazu zählen sogar schriftliche
Mitteilungen aller Art. Die Menschen sollen sich nicht mehr kulturell
beschäftigen und den ganzen Tag ausschließlich schwachsinnige
Fernsehprogramme konsumieren. Als Feuerwehrmann Montag trotz Warnung seines
Vorgesetzten der Faszination des Lesens unterliegt, wird er verraten und
muss in die Wälder fliehen. Dort findet er Menschen, die ihre Lieblingsbücher
auswendig lernen, um sie einer besseren Nachwelt zu erhalten. Die ganze
Unmenschlichkeit der neuen Ordnung zeigt sich in Fahrenheit 451 - ähnlich
wie in George Orwells „1984“ - nicht nur im Verbot jeglicher
individueller Dokumentation sondern auch in der Bereitwilligkeit der Bevölkerung,
inhumane Verbote zu akzeptieren. Es gibt nur wenige Menschen, die eigene
Initiativen zeigen, wie etwa eine alte Frau, die sich mit ihren Büchern
verbrennen lässt, weil sie lieber sterben will, als in einer bücher-
und somit kulturlosen Welt zu leben.
Man muss den 1992 entstanden medienkritischen Dokumentarfilm „Manufacturing
Consent“ des amerikanischen Wissenschaftlers und Gesellschaftskritikers
Noam Chomsky gesehen haben. Man begreift dann, dass es leicht ist, in
einer Welt, in der Restbestände an Intelligenz in einer Flut banaler
„Infos“ unterzugehen drohen, durch aufdrapierte Falschinformationen
und durch die Erzeugung eines bildungsfeindlichen Klimas Macht auszuüben.
Fahrenheit 451 ist die Temperatur, bei der Papier zu brennen beginnt.
Fahrenheit 9/11 ist laut Michael Moore: "The temperature where freedom
burns." (Die Temperatur, bei der die Freiheit brennt). Die Warnungen
von Chomsky und Moore sollten ernst genommen werden, denn in unserer modernen
Welt kann nur noch Bildung eine gewisse individuelle Freiheit garantieren.
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