Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 1998

Die schönsten Träume von Freiheit werden im Kerker geträumt.
(Friedrich Schiller)


27. Juli 2024


zurück Übersicht weiter

DER ERSTE ATOMREAKTOR

Zwanzig Jahre nach der Volksabstimmung über das Kernkraftwerk Zwentendorf und mitten in der rot-grünen Diskussion über den Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie ist die Frage interessant, wann und vom wem der erste Atomreaktor gebaut wurde.

Zu Weihnachten 1938 hatten die Deutschen Chemiker Otto Hahn und Fritz Straßmann sowie die österreichische Physikerin Lise Meitner die Atomkernspaltung entdeckt. Rasch hatte sich auch herausgestellt, daß bei der Spaltung schwerer Atomkerne beträchtliche Energiemengen freigesetzt werden. Sofort war auch einigen Physikern klar geworden, was dies zur Folge haben könnte. Wenn bei einer Atomkernspaltung Neutronen entstünden, die andere Kerne spalteten, so könnte dies eine Kettenreaktion bewirken. Dies wiederum war die Voraussetzung zum Bau einer Atombombe.

Erfahrungswerte über eine Kettenreaktion gab es keine, es existierten nur einige Laborversuche und ein paar Theorien. Im Herbst 1942 wagte sich das Team des Atomphysikers Enrico Fermi an die gefährliche Sache heran. In einer Halle unter dem Sportstadion der Universität Chikago wurde ein tonnenschwerer Reaktor aus vierzigtausend Graphitblöcken aufgebaut. In einem Teil der Blöcke steckten die Brennelemente aus Uran und die Cadmiumstäbe, die die Kettenreaktion bremsen sollten. Auf einer Plattform über dem Reaktor standen drei Männer, das sogenannte Himmelfahrtskommando. Falls der Reaktor durchzugehen drohte, mußten sie eine Cadmiumsalzlösung über den Reaktor gießen. Ein weiterer Arbeiter sollte im Notfall mit einer Axt ein Seil kappen, an dem ein großer Cadmiumstab hing. Dieser sollte bei einem drohenden Desaster in den Reaktor fallen um eine unkontrollierte Kettenreaktion zu unterbinden.

Einer der Projektleiter, der Nobelpreisträger Arthur Compton, wartete auf einer Empore über dem Reaktor. Er wollte, wie er sarkastisch verkündete, im Falle einer Katastrophe zu den ersten Opfern gehören. Fermi gab Anweisung, den Reaktor zu starten und die Cadmiumstäbe mit der Hand herauszuziehen. Die Meßgeräte zeigten sofort ein Ansteigen der Neutronenstrahlen an, die Kettenreaktion hatte eingesetzt. Nachdem die Strahlungsintensität bedenkliche Ausmaße angenommen hatte, ordnete Fermi das Ende des Tests an.

Das Experiment hatte seinen Zweck erfüllt. Die technische Machbarkeit einer atomaren Kettenreaktion war genauso bewiesen worden wie die Freisetzung hoher Energiemengen. Der Fermireaktor in Chicago hatte gezeigt, daß der Bau atomarer Waffen möglich war. Die erste Atombombe, die zweieinhalb Jahre später fertiggestellt wurde, war somit ein technisches Kind des Atomreaktors - eine unbequeme und daher verdrängte Tatsache.

Herbst 1942
Atomarer Schutzschild
Die atomare Lunte
Der nukleare Tod
Los Alamos
Roter Oktober
Dr. Seltsam
Der Vater der H-Bombe
Spektrum der Wissenschaft

© 1998 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Max Planck
(1858-1947)
entdeckte den Quantensprung, das Allerkleinste, was die Natur an Energie zu bieten hat. In der Folge versuchte er mehrfach, seine eigene bahnbrechende Theorie zu widerlegen, was ihm nicht gelang.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.