Das Atomkraftwerk Mochovce in Slowakien soll im Sommer dieses Jahres in
Betrieb gehen. Das Kraftwerk zählt wegen seiner niedrigen technischen
Standards zu den gefährlichsten Anlagen der Welt. Der Probebetrieb
des Kraftwerks sollte schon in diesen Tagen gestartet werden. Der Begriff
"Probebetrieb" weckt böse Erinnerungen an Tschernobyl.
Im April 1986 war im Kernkraftwerk Tschernobyl ebenfalls ein Probebetrieb
angesagt. Im Experiment sollte gezeigt werden, daß im Falle eines
Stromausfalls die Rotationsenergie der leerlaufenden Turbinen noch ausreichend
Strom lieferte, um die Notaggregate starten zu können.
Am 25. April 1986 um 14 Uhr Ortszeit wurde das Notkühlsystem abgetrennt,
um eine unerwünschte Kühlung während des Versuches zu behindern.
Um 23 Uhr wurde die Leistung des Reaktors gesenkt, nachdem er vorschriftswidrig
7 Stunden ohne Notkühlung in Betrieb gewesen war. Die weitere Leistungssenkung
des Reaktors erfolgte unter Zeitdruck, denn das Abschalten eines Atomreaktors
ist in kurzer Zeit nur schwierig durchzuführen.
Der Reaktor begann hektisch zu reagieren. Am 26. April um 1.22 Uhr erreichte
die Leistungsdichte der Neutronenstrahlung einen kritischen Wert. Als
die Techniker die Lage erkannten, wurden die Kühlwasserpumpen auf
hohe Leistung geschaltet. In einem Teil des Systems, den sogenannten "Dampfabscheidern",
sank der Wasserspiegel, worauf die künstliche Wasserzufuhr angehoben
wurde. Das wiederum senkte die Temperatur im Reaktor. Daraufhin zogen
die Techniker weitere Steuerstäbe aus dem Reaktor, was den Reaktor
wieder anheizte und die Leistungsschwankungen verstärkte.
Die Ingenieure schalteten nun die Notsignale der Ventile ab um bei den
folgenden Versuchen ungestört arbeiten zu können. Mit Hilfe
händisch eingestellter Kühlwasserpumpen und zuviel gezogener
Regelstäbe, war der Reaktor in einen bedrohlich instabilen Zustand
gefahren worden. Um 1.23 Uhr wurden die Turbinenventile geschlossen. Plötzlich
stieg die Leistung des Reaktors unerwartet rasant an. Um 1.23 Uhr und
40 Sekunden erkannte irgendjemand aus der Mannschaft die Situation und
drückte auf die Schnellabschalttaste, über die sämtliche
Steuerstäbe, welche die Neutronenstrahlung regeln, in den Reaktorkern
gesenkt werden. Eine Erschütterung trat ein. Der Schichtleiter erschrak
derart, daß er alle Regelstäbe sofort per Knopfdruck entkoppelte
und in den Reaktorkern fallen ließ. Zwei heftige Explosionen zerfetzten
daraufhin den Reaktor. Radioaktive Teilchen entwichen und verteilten sich
über die ganze Erde.
Hat man aus Tschernobyl tatsächlich Lehren gezogen ? Es bleibt nach
wie vor die Gefahr einer rückständigen Kernenergie-Technik,
die von fehlerhaften Menschen betrieben und kontrolliert wird.
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