Der "Behaviorismus" (engl.: behavior = Verhalten) ist eine
Forschungsrichtung innerhalb der Psychologie, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts
vom amerikanischen Psychologen John B. Watson (1878-1958) begründet
wurde. Beim Behaviorismus wird das Gehirn als eine Art "black box"
gesehen, in die man am einen Ende Daten hineinfüttert und am anderen
Ende Ergebnisse herausbekommt. Die internen Vorgänge im Gehirn interessieren
den Behavioristen nicht. Die Vertreter dieser Ideologie gingen davon aus,
dass man das menschliche Gehirn nur auf eine bestimmte Weise reizen müsse,
um die entsprechenden Reaktionen zu erhalten. Die Aufgabe der wissenschaftlichen
Psychologie bestünde in erster Linie darin, die geeigneten Eingaben
zu erforschen und sie mit der entsprechenden Rückkoppelung (Belohnung
bei richtiger Antwort, "Strafe" bei falscher Antwort) zu unterstützen.
Die Behavioristen bestritten die Existenz eines inneren Erlebens nicht,
sie beharrten aber darauf, dass dies wissenschaftlich ohne Belang sei.
Von den Zwanziger Jahren bis in die Sechzigerjahre war der Behaviorismus
in den USA die führende psychologische Richtung. Als ihr einflussreichster
Vertreter gilt Burrhus Frederic Skinner (1904-1990). Skinner experimentierte
mit Tieren, die er in so genannte Problemkäfige ("Skinner Box")
setzte und einfache Aufgaben lösen ließ. So wurde das Lernen
in Abhängigkeit von der Verstärkung untersucht, die das Tier
für sein Verhalten erhielt. Den Tieren wurde beispielsweise beigebracht,
einen Hebel zu drücken oder auf eine Scheibe zu picken, um etwas
Wertvolles, etwa Nahrung, zu erhalten, oder um einen Schmerzreiz zu vermeiden.
Die aus Tierversuchen und Experimenten mit menschlichen Versuchspersonen
gewonnenen Erkenntnisse übertrug Skinner auf seine behavioristische
Theorie und in weiterer Konsequenz auf die menschliche Gesellschaft.
Die Zeit und die Wissenschaften sind über den Behaviorismus hinweggerollt,
aber ein gewisser Einfluss hält sich bis heute. Politiker, die glauben,
mit einfachen Methoden unser Schulsystem, wie etwa die Abschaffung des
Notensystems, verbessern zu können, sind manchmal übrig gebliebene
Anhänger des Behaviorismus. Heute weiß man, dass der Hauptfehler
dieser Denkrichtung in einer zu simplen Auffassung über die Natur
des Lernens liegt. Diese verkürzte Sichtweise führte zur Vernachlässigung
persönlicher Faktoren. Es wurde schlicht verdrängt, dass wir
Menschen von Geburt an verschieden sind und jeglicher Versuch einer Nivellierung
zum Scheitern verurteilt sein muss.
Burrhus Frederic Skinner, der prominenteste Vertreter eines radikalen Behaviorismus,
wäre am 20. März 100 Jahre alt geworden.
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