Vor 150 Jahren kamen zwei viel versprechende Knaben zur Welt. Paul
wurde am 14. März 1854 in schlesischen Strehlen (heute Polen) geboren,
Emil Adolph am 15. März 1854 im preußischen Hansdorf (heute
ebenfalls Polen). Beide wurden später bedeutende Ärzte und Nobelpreisträger.
Emil Adolph von Behring studierte am medizinisch-chirurgischen Friedrich
Wilhelm-Institut in Berlin. Von 1880 bis 1889 arbeitete er als Militärarzt.
Während dieser Zeit begann er, verschiedene Desinfektionsmittel zu
entwickeln. Später erfand er das erste Serum zur Therapie der gefährlichen
Infektionskrankheit Diphtherie, das später von Paul Ehrlich verbessert
wurde. Ab 1891 war Behring am Institut für Infektionskrankheiten
des Bakteriologen Robert Koch in Berlin tätig. Dort entwickelte er
zusammen mit einem japanischen Kollegen ein Heilmittel gegen Tetanus.
Schließlich gelang Behring sogar die Herstellung eines aktiven Impfstoffes
gegen Diphtherie. 1901 erhielt Behring für seine Entdeckung der Serumtherapie
den ersten Nobelpreis für Medizin.
Paul Ehrlich studierte Medizin in Breslau, Straßburg und Leipzig.
Als medizinischer Leiter des bekannten Berliner Krankenhauses Charité
entwickelte er neue Methoden zur Diagnose verschiedener Bluterkrankungen.
Besondere Bedeutung erlangten seine Färbemethoden, mit denen er bestimmte
Zelltypen markieren konnte, sowie die Einführung des Syphilis-Medikaments
„Salvarsan“.
Ehrlichs wichtigster wissenschaftlicher Beitrag war die immunologische
„Seitenketten-Theorie“. Sie war der Versuch zu erklären,
warum ein bestimmtes Gift sowohl eine schädliche Wirkung haben als
auch eine Immunreaktion im Körper eines Menschen auslösen kann.
Ehrlich vermutete, dass Körperzellen bestimmte Rezeptormo-leküle
oder Seitenketten auf ihrer Oberfläche besitzen, die sich nur mit
ganz bestimmten chemischen Molekülgruppen der Gifte verbinden können.
Wenn diese besonders ausgestatteten Zellen den Kontakt mit einem Gift
überstehen, dann konnten sie anscheinend Seitenketten in großer
Zahl produzieren. Einige Seitenketten würden sich ablösen und
im Körperkreislauf als Gegengift wirken. Diese Gegengifte sind heute
als „Antikörper“ bekannt. Mit seiner bahnbrechenden Theorie
legte Ehrlich den Grundstein der modernen Immunbiologie.
Ehrlich erhielt 1908 den Nobelpreis für Medizin. Seit 1952 wird
alljährlich am Geburtstag Ehrlichs in der Paulskirche in Frankfurt/Main
der Paul Ehrlich und Ludwig Darmstaedter-Preis (Darmstaedter war Chemiker)
als die höchste medizinische Auszeichnung in Deutschland verliehen.
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