Es ist kein Zufall, dass die ersten brauchbaren Mikroskope fast gleichzeitig
mit den ersten leistungsstarken Fernrohren auftauchten. Die Glaslinse
kannte man schon lange, aber erst im 17. Jahrhundert konnten Linsen so
perfekt geschliffen werden, dass sie für optische Präzisionsgeräte
verwendet werden konnten.
Der holländische Naturforscher lan Swammerdam (1637-80) beobachtete
Insekten unter einem Mikroskop und fertigte genaue Zeichnungen an. Er
entdeckte auch, dass das Blut winzige Körper enthält, die wir
heute als rote Blutkörperchen kennen. Der englische Botaniker Nehemiah
Grew (1641-1712) untersuchte die Blüten der Pflanzen und beschrieb
die Form ihrer Pollenkörner. Der holländische Anatom Regnier
de Graaf (1641-73) stellte ähnliche Untersuchungen bei Tieren an.
Er studierte die Feinstruktur der Keimdrüsen. Besonders genau beschrieb
er reife Eibläschen des weiblichen Eierstocks, die noch heute „Graafsche
Follikel“ genannt werden.
Die revolutionärste Entdeckung gelang dem italienischen Physiologen
Marcello Malpighi (1628-94). Auch er untersuchte Pflanzen und Insekten.
Zusätzlich interessierte er sich für die Erforschung von Froschlungen,
in denen er ein kompliziertes Gewirr von winzigen Blutgefäßen
fand. Als er mit unendlicher Geduld diese winzigen Blutgefäße
weiter bis zur Einmündung in größere verfolgte, fand er
schließlich heraus, dass es sich um Arterien handelte, die an ihrer
engsten Stelle in Venen übergingen. Arterien und Venen waren also
durch eine Menge verzweigter Blutgefäße miteinander verbunden,
die wegen ihrer Feinheit vom Auge nicht wahrgenommen werden konnten. Genau
das hatte der Engländer William Harvey (1576-1657) kurz zuvor vermutet,
aber nicht beweisen können. Die Entdeckung Malpighis im Jahre 1660
vervollständigte die Theorie des Blutkreislaufs.
Der größte technische Fortschritt in der Mikroskopie gelang
dem holländischen Kaufmann Antonie van Leeuwenhoek (sprich: „Löwenhuk“,
1632-1723). Er benutzte einzelne Linsen, die so klein waren, dass sie
aus blasenfreien Glasstückchen hergestellt werden konnten. Er schliff
diese so perfekt, dass er scharfe Bilder mit mehr als 200 facher Vergrößerung
erhielt. Leeuwenhoek entdeckte damit die Kleinstlebewesen, wodurch er
als Begründer der Mikrobiologie gilt.
Eine weitere bedeutende Entdeckung dieser ersten mikroskopischen Epoche
gelang dem Engländer Robert Hooke (1635-1703). Er bemerkte bei der
Beobachtung eines Korkstückes, dass dieses aus Kammern besteht. Er
nannte diese Kammern „Zellen“. Später sollte diese Entdeckung
enorme Konsequenzen für die gesamte Biologie und Medizin haben.
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