Die internationale Schulleistungsstudie "PISA" (Programme
for International Student Assessment) ist ein Projekt der OECD (Organization
for Economic Cooperation and Development). Ziel des Programms ist es,
die Fähigkeiten von Jugendlichen mit wissenschaftlichen Methoden
vergleichend zu messen. Dabei kommt es weniger auf lexikales Wissen an,
sondern auf die Wirkkraft der Schulbildung. PISA umfasst drei Zyklen.
Die Resultate des ersten Zyklus wurden kürzlich veröffentlicht.
Zigtausende Schüler in 31 Nationen waren mit einheitlichen Methoden
in den Bereichen Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften getestet
worden. Die Schüler hatten die Aufgabe, einfache Texte inhaltlich
wieder zu geben (also zu verstehen), einfache mathematische Aufgaben zu
lösen und naturwissenschaftliche Fragen mit Sachverstand zu bearbeiten.
Die ersten Resultate waren verblüffend. Die deutschsprachigen Länder
seien hier erwähnt. Bereich Lesekompetenz: 10) Österreich, 17)
Schweiz, 21) Deutschland; Bereich Mathematik: 7) Schweiz, 11) Österreich,
20) Deutschland; Bereich Naturwissenschaften: 8) Österreich, 18)
Schweiz, 20) Deutschland. In der Gesamtwertung schaffte Österreich
einen Platz unter den ersten Zehn, Deutschland unter den letzten Zehn.
Die Resultate wirkten in Deutschland wie ein Blitzschlag aus heiterem
Himmel. Das Donnergrollen nach diesem Blitzschlag hält immer noch
an, vor allem auch deshalb, weil in Deutschland die Bildungspolitik Ländersache
ist und Bayern als einziges deutsches Bundesland an das österreichische
Bildungsniveau herankommt. Bildung wird daher vor den deutschen Bundestagswahlen
2002 das Wahlkampfthema Nummer eins sein. Wie dramatisch die tatsächliche
Situation ist, offenbaren Detailergebnisse. In Österreich zeigen
weniger als 5 Prozent der Schüler niedrigste Lesekompetenz, in Deutschland
sind es rund 10 Prozent.
Deutschland wird die Resultate analysieren, die Ärmel hochkrempeln
und seine Bildungspolitik verbessern müssen. In Österreich war
- von einigen wenigen Zeitungsartikeln abgesehen - über die einigermaßen
erfreulichen PISA-Resultate eher wenig zu hören. Worüber man
nicht schimpfen kann, berichtet man offenbar nicht gerne. Bildungspolitik
muss - unabhängig von der Qualität der Schulen - ständig
nachgebessert werden. In einer sich wandelnden Welt wäre es falsch,
sich auf Erfolgen auszuruhen. Wie sagte einst der Philosoph Machiavelli
so schön? "Es ist unmöglich, einen Mann, dem durch sein
Verfahren viel geglückt ist, zu überzeugen, er könne gut
daran tun, anders zu verfahren. Daher kommt es, dass das Glück des
Mannes wechselt: Denn die Zeiten wechseln, er aber wechselt nicht sein
Verfahren."
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