Die allsommerliche kulturelle Hochsaison steht vor der Türe. Wer
mitreden will, muss sich rasch über ein großes B (Bach, Beethoven,
Bruckner), ein wunderbares M (Mozart, Mendelssohn, Mahler) oder ein glänzendes
S (Schubert, Strauß, Sibelius) kundig machen. Adrenalinproduzenten
erregen sich professionell über Martin Walsers Buch "Tod eines
Kritikers", und abgebrühte Insider informieren sich über
die im Festspielsommer agierenden Dirigenten und Regisseure. Gesprächsstoff
am Buffet ist Macht.
Im grauen Alltag sind andere Kulturbegriffe im Dauergebrauch, wie etwa
Kilovolt, Megawatt, Mikrosekunde oder Nanometer. Es mag erstaunen, dass
diese technischen Worte mit Kultur in Verbindung gebracht werden, aber
das Vergleichen messbarer Größen ist vermutlich ebenso alt
wie die Höhlenmalereien. Neben all dem großartigen Kulturbetrieb,
der im Sommer in den Festspielstädten losbricht, vergisst man gerne,
dass Kultur ein weites Land ist. Nicht nur Musik und Theater sind Kultur.
Das Erlernen von Messmethoden technischer Größen zählt
zu den größten kulturellen Erbschaften der Menschheit.
Technik umgibt uns immer. Egal ob wir den Kühlschrank öffnen,
das Auto starten, den Telefonhörer abheben, im Internet einen Begriff
suchen, ins Kino gehen oder im Krankenhaus durch den Computertomografen
geschoben werden: Technik und Physik soweit das Auge reicht. Das Verstehen
technischer Begriffe und Messgrößen wird daher mitunter zum
Bedürfnis. Welcher Nicht-Techniker hat aber schon den Nerv, sich
durch dicke Physikbücher zu wühlen? Ein Problem beim Verstehen
technischer Größenordnungen spielen zudem merkwürdige
Zauberworte wie Mega, Giga, Peta, mikro oder nano. Man liest dergleichen
auf den Wissenschaftsseiten der Zeitungen und ist froh, wenn niemand fragt,
was das zu bedeuten hat.
Im Rahmen der diesjährigen Sommerserie werden physikalischen Größen,
Einheiten und Größenordnungen in leicht verständlicher
Weise behandelt. Es werden dabei nicht nur die bekanntesten technischen
Größen wie Kraft, Leistung, Temperatur, Spannung oder Druck
zur Sprache kommen, sondern auch die großen Physiker, die den entsprechenden
Einheiten den Namen gegeben haben. So ist etwa die Einheit der Energie
(Joule) nach einem britischen Bierbrauer und die Einheit der elektrischen
Spannung (Volt) nach einem italienischen Grafen benannt.
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