Die Tuberkulose (lateinisch "tuberculum" = kleine Geschwulst) - abgekürzt
"Tb" oder "Tbc" - ist eine gefährliche Infektionskrankheit, die durch
den Erreger "Mycobacterium tuberculosis" verursacht wird und zu Unrecht
beinahe in Vergessenheit geraten ist. Tbc kann jedes Körpergewebe
- sogar das Gehirn - befallen, meist ist aber die Lunge betroffen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtete 1998, dass jährlich
mehr als drei Millionen Menschen an Tuberkulose sterben. Für Jugendliche
und Erwachsene ist Tuberkulose die gefährlichste Infektionskrankheit.
Allein in Deutschland wurden 1996 fast 12 000 neue Tuberkulosefälle
registriert, etwa 900 Menschen starben daran.
Anfang des 19. Jahrhunderts beschrieben die französischen Ärzte
Gaspard Laurent Bayle und René Laënnec die Formen und Stadien
des Krankheitsbildes Tuberkulose. Beide starben an dieser Krankheit, denn
Tbc wird durch Tröpfcheninfektion leicht über die Atemwege übertragen.
Der deutsche Mikrobiologe Robert Koch entdeckte 1882 den Tuberkelbazillus
als Krankheitserreger und entwickelte 1890 den Tuberkulintest zur Diagnose
der Erkrankung. 1924 produzierten die französischen Bakteriologen
Albert Léon Calmette und Alphonse F. M. Guérin den
so genannten BCG-Impfstoff für tuberkulosegefährdete Personen.
Das erste spezifische Medikament gegen Tbc stand erst 1944 zur Verfügung,
als der US-Biologe Selman Abraham Waksman das Streptomycin entdeckte.
Tuberkulose tritt in überbevölkerten und armen Gebieten häufiger
auf als in reichen Industriestaaten, denn schlechte Hygiene- und Ernährungsverhältnisse
begünstigen den Ausbruch der Krankheit. In Ländern Asiens, Afrikas
und Südamerikas liegt die Häufigkeit schon bei mehreren hundert
Fällen pro 100 000 Einwohner. Besonders betroffen sind
auch einige Staaten in Osteuropa. Tuberkulose ist indessen nicht nur eine
Krankheit der Armen. Die Alters-Tuberkulose ab dem 60. Lebensjahr hat
in den letzten Jahren relativ stark und unabhängig von sozialen
Schichten zugenommen, und für HIV-Infizierte ist das Risiko, an Tuberkulose
zu erkranken, dreißigmal höher als für gesunde Menschen.
Leider gibt es Tuberkelbazillen, die gegen verschiedene medikamentöse
Behandlungen mehrfach widerstandsfähig ("multiresistent") sind, und
dies macht die Krankheit besonders heimtückisch. Eine Röntgenuntersuchung
ermöglicht die Früherkennung von Lungentuberkulose. Auf dem
Röntgenschirm lassen sich zwar Schatten erkennen, zur genauen Diagnose
sind allerdings weitere Untersuchungen erforderlich. Patienten mit "offener"
Lungen-Tbc müssen in Lungenheilanstalten behandelt werden. Die vollständige
Behandlung erstreckt sich im Allgemeinen auf einen Zeitraum von sechs
Monaten bis etwa zwei Jahren.
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