Die Grippe, auch als Influenza bekannt - wird oft genug mit einem
Schnupfen oder einer Erkältung verwechselt. In Wahrheit ist sie eine
schwere und todbringende Krankheit, die regelmäßig ihre Opfer
fordert. Die ersten Grippeerreger wurden in den Zwanzigerjahren aus Schweinen
isoliert. Es konnte nachgewiesen werden, daß eine gut filtrierte
Lösung des Schleims aus infizierten Tieren bei anderen Schweinen
die Krankheit auslöste. Die Filter, die dabei verwendet wurden, waren
so feinporig, daß nicht Bakterien sondern nur Viren als Krankheitskeime
in Frage kommen konnten.
Im Jahre 1933 isolierte ein Forscherteam in London erstmals ein Influenza-A-Virus
aus Menschen. Später fand man gleiche oder ähnliche Viren nicht
nur in Menschen und Schweinen sondern auch in verschiedenen Vogelarten,
bei Pferden und sogar bei Robben. Nachdem Tausende Virus-Isolate untersucht
worden waren, erkannte man verschiedene Untergruppen von ein und demselben
Haupttypus. Die verschiedenen Virensorten wurden nach dem Tier benannt,
in dem man sie fand, nach der geografischen Herkunft, nach der Stammnummer
und noch einigen anderen Kriterien.
Influenza-Viren können ihr Erbgut und somit das entsprechende Proteinmuster
rasch ändern, was ihnen die Unterwanderung des menschliche Abwehrsystem
erleichtert. Antikörper im Blutserum, die beispielsweise den Typ
H1 abschirmen, bieten gegen den Typ H2 keinen Schutz. Zu allem Überdruß
haben Influenza-Viren ein breites Wirtsspektrum, das heißt, sie
können viele Tierarten befallen. Wird eine einzige Körperzelle
zufällig von verschiedenen Viren befallen, die einerseits aus Menschen
andererseits aus Tieren stammen, dann kann durch eine Verknüpfung
der Virengene ein völlig neuer und unbekannter Krankheitserreger
entstehen.
Diese Eigenschaften führten zu verheerenden weltweiten Epidemien,
in den letzten hundert Jahren gab es mehrere: 1890, 1900, 1918, 1957 und
1968. Allein während der "spanischen Grippe" von 1918 und
1919 kamen geschätzte vierzig Millionen Menschen (!) ums Leben. In
den US-Streitkräften waren gegen Ende des ersten Weltkrieges drei
Viertel aller Todesfälle auf Influenza-Infektionen zurückzuführen.
Wie wandlungsfähig die Influenza-Viren tatsächlich sein können,
weiß man heute im Detail. Der Erreger, der "asiatischen"
Grippe von 1957 war vom sogenannten H2N2-Typ, der den zuvor weit verbreiteten
H1N1-Typ blitzschnell verdrängt hatte. 1968 verdrängte die Sorte
H3N2 wiederum den Vorgängertypus und löste erneut eine tödliche
Massenerkrankung aus.
Influenza-Viren sind keine Schnupfenviren sondern gefürchtete Serienkiller.
Eine Grippeimpfung bietet einen gewissenSchutz, den zumindest alte und
chronisch kranke Menschen noch vor Winterbeginn in Anspruch nehmen sollten.
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