Die Erde wurde am 23. Oktober 4004 vor Christus um 9 Uhr vormittag
erschaffen. So hatte es James Ussher, anglikanischer Erzbischof von Armagh
in Irland, 1654 anhand gründlicher Forschungen in der Bibel berechnet.
Laut Bischof Ussher wäre die Erde 6400 Jahre alt, wenn man in Rechnung
stellt, daß das Jahr Null in der Zeitrechnung nie existiert hat.
Usshers Berechnungen für den Schöpfungszeitpunkt der Welt und
andere biblische Ereignisse sind in den Seitenüberschriften der "King
James Bible" angegeben. Ältere jüdische Berechnungen geben
als Schöpfungsdatum den 7. Oktober 3761 vor Christus an. Wie Erzbischof
Ussher nebst Datum auch auf die Uhrzeit der Schöpfung gekommen ist,
bleibt ein Rätsel. Immerhin ist die Sonne laut Bibel erst am vierten
Tag erschaffen worden. Es erhebt sich also die Frage, wie lange die ersten
drei Tage gedauert haben.
Es darf nicht darum gehen, sich über den gewissenhaften Bischof
und andere Theologen lustig zu machen. Im 17. Jahrhundert rechneten schließlich
alle Gelehrten, sowohl die geistlichen als auch die weltlichen, in kleinen
zeitlichen und räumlichen Dimensionen. Erst die heutigen Generationen
sind es gewohnt, schon in der Schule über die gewaltigen zeitlichen
und räumlichen Tiefen des Universums informiert zu werden.
Eine neuzeitliche Interpretation der Entstehung unserer Erde entstand
relativ spät. James Hutton, ein schottischer Arzt, pflegte in seiner
Freizeit Gesteine zu sammeln und Felsen genau zu studieren. So wurde er
zum Bahnbrecher der modernen Geologie. Er entdeckte durch sorgfältige
Untersuchungen von Gesteinsschichten, daß unsere Erde viele Millionen
Jahre alt sein mußte. Sein Hauptwerk "Theorie der Entstehung
der Erdoberfläche" wurde zunächst äußerst heftig
bekämpft. Man mußte aber zugeben, daß die Funde von versteinerten
Lebewesen, die nach und nach aufgetaucht waren, plötzlich ihre Erklärung
fanden. All diese neuen Ideen leiteten schließlich einen Umdenkprozeß
ein. Die Erde und mit ihr auch das Universum war demnach sehr viel älter
als ursprünglich vermutet.
Vor 200 Jahren, im Jahre 1797, starb James Hutton. Im gleichen Jahr bestimmte
der Vermessungsingenieur William Smith die Reihenfolge der Gesteinsschichten
mit Hilfe sogenannter "Leitfossilien". So werden Reste von Lebewesen
genannt, die für ganz bestimmte erdgeschichtliche Zeitalter typisch
sind.
Die Theorie, wonach unsere Erde etwa 4,5 Milliarden Jahre alt ist, wird
heute nicht mehr ernsthaft angezweifelt. Dies trägt nicht zur Entzauberung
der Natur bei. Vielmehr zum Staunen.
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