Welt der Naturwissenschaften
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PAPST GREGORS KALENDER |
Bei den Römern begann das Jahr nicht im Jänner sondern im März. Die alten Monatsnamen verraten dies. Septem heißt sieben, decem bedeutet zehn. Der September war der siebte Monat im Jahr, der Dezember der zehnte. Die Herrscher Julius Caesar und Augustus erfanden in ihrer Eitelkeit die Monatsnamen Juli und August und gaben ihnen jeweils einen 31. Tag. Die beiden Tage entnahmen sie einfach dem Februar, wodurch dieser nur noch 28 Tage aufwies. Eine merkwürdiges Erbe, welches die Zeiten überdauerte. Die Römer wußten, daß ein Jahr nicht genau 365 Tage hat sondern 365 und einen Vierteltag. Aus diesem Grunde hängten sie alle vier Jahre im Februar einen Schalttag an, wodurch der Kalender wieder ins Lot kam. Der Teufel steckt aber im Detail. Ein Jahr dauert, wie die Astronomen herausfanden, nicht 365,25 sondern "nur" 365,24 Tage. Im Zeitraum von einigen Jahrzehnten ist dies ohne Bedeutung, aber im Laufe der Jahrhunderte wurden wegen dieses kleinen Unterschieds zu viele Schalttage eingeschoben. Der Kalender wurde fehlerhaft. Im Jahre 325 hatten die Bischöfe am Konzil von Nizäa beschlossen, daß die Tag- und Nachtgleiche des Frühlings auf den 21. März fallen soll. Der Sonntag nach dem ersten folgenden Vollmond sollte der Ostertermin sein. An dieser uralten Regelung hat sich bis heute nichts geändert. Im 16. Jahrhundert lag die Tag- und Nachtgleiche des Frühlings wegen der kalendarischen Fehlzählung jedoch nicht mehr am 21. März sondern hatte sich auf den 11. März verschoben. Der Ostertermin, so erkannten einige Gelehrte, drohte allmählich in den Sommer hineinzuwandern. Papst Gregor XIII. entschloß sich 1582 auf Anraten seines Astronoms Christoph Clavius zu einer Radikalreform. Er verfügte in der päpstlichen Bulle "Inter gravissimas" die Streichung der überzähligen 10 Tage, um den Frühlingsanfang wieder auf den zu Nizäa beschlossenen 21. März zu setzen. Auf Donnerstag, 4. Oktober 1582 (der letzte Tag des julianischen Kalenders) folgte Freitag, 15. Oktober 1582 (der erste Tag des gregorianischen Kalenders). Weiters sollten in allen Jahrhundertjahren, die nicht durch 400 teilbar sind (1700, 1800, 1900, 2100 usw.) die Schaltjahre entfallen. Hätte der Papst im 16. Jahrhundert dem Kalender nicht 10 Tage gestrichen, so begrüßten wir heute das neue Jahr erst 10 Tage später. Papst Gregor XIII. war der Mann, der die letzte ganz große Kalenderreform befohlen hatte. Sein Kalender gilt heute noch. |
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© 1997 Rudolf Öller, Bregenz |
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