Die durchschnittliche Temperatur der Erde steigt seit Jahrzehnten deutlich
messbar an. Die Meinungen über die Ursachen gehen auseinander. Die
Erwärmung kann vielleicht auf den Einfluss von Treibhausgasen wie
etwa Kohlendioxid oder Methan zurückgeführt werden. Manche Forscher
nehmen jedoch an, dass es sich um eine natürliche Erwärmung
handelt. Zeitgenossen, die im heurigen Juli den Dauerregen verflucht haben,
zweifeln überhaupt daran, dass sich das Klima erwärmt.
Die Wissenschaft hat mit ausgefeilten Methoden die Temperaturschwankungen
der letzten Jahrtausende messen können. Man untersuchte tausendjährige
Bäume in Tibet, entnahm den Eispanzern der Erde Bohrproben und untersuchte
Ablagerungen in Flüssen, Seen und Meeren. Überall fanden sich
chemische Spuren, die Auskunft über das Wetter längst vergangener
Zeiten gaben.
Kaum etwas hat die Geschichte der Menschheit so nachhaltig beeinflusst
wie das Klima. Vor zehntausend Jahren endete die letzte Eiszeit. Ein Temperaturanstieg
um etwa 3 Grad ermöglichte Ackerbau und Viehzucht, es begann das
Abenteuer der menschlichen Zivilisation. Vergleichsweise geringe Temperaturschwankungen
in historischen Zeiten führten zu dramatischen Veränderungen
für die Menschheit. Auf Epochen der Hochkultur folgten Notzeiten
mit Seuchenzügen, Missernten, Wanderungen und Kriegen.
Das römische Weltreich und die Blütezeit der römischen
Kultur wurden durch eine längere Warmzeit ermöglicht. Die Übergänge
in den europäischen Gebirgszügen waren schneefrei, die Winter
waren relativ mild. Um die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends
sanken die Temperaturen. Missernten führten zu großer Not und
zwangen die Menschen, ihre Gebiete zu verlassen. Dies war die Zeit der
Völkerwanderungen. Eine Warmzeit nach der Jahrtausendwende machte
die Verkehrswege abermals frei, es folgte die Zeit des Mittelalters. Die
ersten wirtschaftlich und militärisch starken Reiche des jungen Europas
konnten entstehen. Eine extreme Kaltperiode im 17. Jahrhundert mündete
in den dreißigjährigen Krieg. Die Hälfte der europäischen
Bevölkerung starb durch Hunger und Krieg.
Die heutige Durchschnittstemperatur der Erde entspricht dem durchschnittlichen
Wert der letzten Jahrtausende. Zur Zeit ist diese Temperatur aber rasch
im Steigen begriffen. Dies bedeutet, dass der Atmosphäre in kurzer
Zeit sehr viel mehr Energie zugeführt wird. Wir müssen uns darüber
im Klaren sein, dass ein Temperaturanstieg, egal welche Ursachen er auch
haben möge, nicht nur die Gletscher schmelzen sondern auch die Wüsten
einer übervölkerten Erde wachsen lässt. Eine Klimaveränderung
- egal in welche Richtung - wird die Welt radikaler verändern als
dies die größten Machthaber könnten.
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