Welt der Naturwissenschaften
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DIE LETZTE SEKUNDE |
Die Zahl der Verkehrstoten ist wieder im Steigen begriffen. Schuld daran sind nach Aussagen der Polizei großteils der Alkohol und die schlecht angepaßten Geschwindigkeiten der Verkehrsteilnehmer. Weniger beschönigend ausgedrückt heißt das: Sinnlose Raserei - nicht selten durch Alkoholeinfluß und Imponiergehabe ausgelöst - kann unschuldige Menschen umbringen. Wenn ein Auto mit etwa 100 Stundenkilometern gegen ein festes Hindernis prallt, und der Fahrer nicht angeschnallt ist (!), dann läuft innerhalb einer Sekunde ein unbarmherziges Ritual ab. Die Gesetze der Physik bestimmen dabei das Geschehen, der Fahrer selbst ist machtlos. Unfallforscher können diese eine Sekunde rekonstruieren, sie läuft ungefähr in folgender Weise ab: Eine Sekunde vor dem Ende ist der Fahrer starr vor Schreck, er drückt voll auf die Bremse. 0,1 Sekunden später umklammert der Fahrer mit voller Kraft das Lenkrad. 0,3 Sekunden später werden die vordere Stoßstange und der Kühlergrill zermalmt. Nach 0,4 Sekunden rast der Körper ungebremst nach vorn, mit zigfacher Schwerkraft wird der Fahrer aus dem Sitz gehoben, die Beine brechen im Bereich des Kniegelenks. Nach insgesamt einer halben Sekunde ist der Rumpf starr aufgerichtet, die gebrochenen Kniegelenke werden gegen das Armaturenbrett gepreßt. Umhüllung und Stahlfassung des Lenkrades biegen sich unter den Händen des hilflosen Autofahrers. Nach 0,6 Sekunden sind gut ein halber Meter des Autos verformt. Der Körper rast weiter nach vorne. Der Motor und das Getriebe, etwa eine halbe Tonne schwer, stoßen nun gegen das Hindernis. In der nächsten Zehntel Sekunde sind die Hände in Todesangst starr verkrallt, sie biegen das Lenkrad fast senkrecht, die Gelenke und Unterarme brechen. Durch die unvorstellbare Trägheitskraft wird der Fahrer von Teilen der Lenksäule durchbohrt, Stahlsplitter dringen in den Brustkorb, reißen Löcher in die Lunge und zerstören die inneren Arterien. Blut schießt in die Lungenflügel. Nach 0,7 Sekunden bricht das Bremspedal ab, das Fahrzeuggestell knickt in der Mitte ein. Bolzen lösen sich, Schrauben reißen ab, Teile der Kunststoffverkleidung fliegen durch das Wageninnere. Der Kopf kracht gegen die Windschutzscheibe. Es bleibt nicht einmal mehr Zeit zu schreien. In den letzten 2 Zehntel Sekunden krümmt sich das Auto, die Sitze lösen sich aus der Verankerung, schnellen nach vorne und pressen den Brustkorb gegen die gesplitterte Lenksäule. Die inneren Organe werden zermalmt. Durch den Schock bleibt das Herz stehen, das Leben ist ausgelöscht. |
Eine normale Nacht
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© 1997 Rudolf Öller, Bregenz |
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Rudolf Oeller:Typhon DistrictThriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
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