Gewaltbereitschaft und Suchtverhalten nimmt bei Jugendlichen weltweit
zu, darin sind sich Psychologen und Psychiater einig. Als Ursache dafür
werden unter anderem Computerspiele vermutet, die in letzter Zeit in den
Blickpunkt geraten sind. Einige Spiele sind gewalttätig, andere wiederum
machen süchtig, manche bewirken beides. Die kritisierten Gewaltspiele,
die auf Spielkonsolen oder auf einem PC laufen, haben selbsterklärende
Namen: „Der Pate“, ein brutales Mafiaspiel von Electronic
Arts, „Call of Duty“ von Infinity Ward, in dem es um den 2.
Weltkrieg geht, „Gears of War“ von Epic Games, in denen Soldaten
mit Kettensägen ihre Gegner - effektvoll Blut verspritzend - in Stücke
schneiden und „Dead rising“ von Capcom, eine Killer-Orgie,
in der man Zombies mit allen Mitteln reihenweise metzgern muss, um selbst
überleben zu können. Die genannten Spiele sind nur die bekanntesten,
die Liste ist endlos.
Während Politiker und Psychologen über die Gefährlichkeit
dieser Spiele diskutieren, erhält das Phänomen der Computersucht
zunehmend Aufmerksamkeit. Informatiklehrer können ein Lied davon
singen. Die Schüler stürzen zu Beginn der Informatikstunde zu
den Computern und starten den Internet-Browser, um die jeweiligen Lieblingsseiten
zu öffnen. Wer glaubt, diese Sucht beträfe nur die Buben, irrt
gewaltig. Während die Burschen alle möglichen Seiten abgrasen,
besuchen Mädchen fast ausschließlich „Chats“ und
plappern heftig drauflos. In einigen Fällen reagieren sie auf keine
Aufforderung mehr. Mit glasigen Augen starren sie auf den Bildschirm,
bis der Lehrer den Stecker zieht um sie ins Diesseits zurück zu holen.
Pathologische Züge nimmt die Sucht – auch bei Erwachsenen
- bei den „Massive Multiplayer Online Roleplaying Games“ (MMORPG)
an. Dabei machen tausende Spieler gleichzeitig über das Internet
mit und bezahlen auch dafür. Das bekannteste dieser Spiele ist „World
of Warcraft“ von Blizzard Entertainment. Man kann in dieser virtuellen
Welt Aufträge übernehmen, Waffen und andere Gegenstände
sammeln, diese verwenden oder über das Internet verkaufen. Leidgeprüfte
Eltern und Ehepartner kennen die Symptome. Der oder die Süchtige
hängt verkrümmt am Rechner oder der Spielkonsole, bis das Opfer
- ausgehungert und dehydriert - kaum noch sehen und denken kann.
Psychologen sehen die Schuld an der grassierenden Computersucht weniger
bei den Medien. Sie glauben, dass Sucht und Sehnsucht nur entstehen kann,
wenn dem Kind die Möglichkeit zum seelischen Wachsen, zum allmählichen
über sich Hinauswachsen fehlt. Ob die Psychologen Recht haben, können
nur systematische Langzeitstudien zeigen. Die Computersucht dürfte
vorerst voranschreiten.