Der Kommunismus ist die älteste und tödlichste weltumspannende
Gewaltideologie in der Geschichte der Menschheit. Es zählt zu den
ganz großen Falschmeldungen, dass der Kommunismus im Vergleich zum
Nationalsozialismus eine im Grunde gute Sache sei, aber leider von ein
paar Politverbrechern missbraucht wurde. Die Wahrheit ist einfach: Der
radikale Vernichtungswille der Kommunisten steht dem der Nationalsozialisten
um nichts nach. Lediglich die Mordopfer und Methoden waren unterschiedlich.
Der Grund, warum lange nicht darüber gesprochen werden konnte, lag
in der Angst vor einem Totschlagargument: Wer Methoden und Opferzahlen
der Kommunisten und Nazis zu vergleichen wagte, wurde beschuldigt, die
Morde der Nazis zu „relativieren“, was dem Vorwurf der Wiederbetätigung
sehr nahe kam. Heute, nach dem Zusammenbruch des Weltkommunismus sieht
die Sache anders aus. Man kann über alles reden, obwohl wir von einer
Vergangenheitsbewältigung des roten Reichs noch weit entfernt sind.
Die Opfer der sich auf Karl Marx berufenden Diktaturen kann man nur in
Größenordnungen schätzen: Sowjetunion 20 Millionen Tote;
China 70 Millionen Tote; Nordkorea: 2 Millionen Tote; Kambodscha: 2 Millionen
Tote; Osteuropa: 1 Million Tote; Afrika: 1,5 Millionen Tote. Insgesamt,
so schätzt man, haben kommunistische Tyrannen weltweit mehr als 100
Millionen Menschen ermorden lassen. Die ganz große Tabufrage, die
sich nach diesem roten Holocaust stellt, harrt noch einer öffentlichen
Diskussion: War Karl Marx nur ein Philosoph und seine Epigonen Verbrecher,
oder war bereits der Marxismus an sich eine Vernichtungsideologie?
Die Grundannahme von Karl Marx und Friedrich Engels bezog sich auf die
französische Revolution, die sich in der Zukunft als proletarische
Revolution wiederholen sollte. Den Terror der Jakobiner hielt Marx geradezu
für vorbildlich. Das Proletariat müsse die einmal eroberte Macht
durch „die Klassendiktatur des Proletariats“, durch eine gewaltsame
und bedingungslose Unterdrückung der Klassengegner für immer
sichern.
Eine ehrliche Aufarbeitung der Gewaltgeschichte des Marxismus/Kommunismus
steht noch aus. Einen Anfang macht nun Kambodscha. Dort wird ein Tribunal
die Massenmorde der Roten Khmer in den Siebzigerjahren untersuchen. Die
Rufe der Opfer nach Gerechtigkeit waren von den Amerikanern und der UNO
bisher ignoriert worden. Unter der Führung der USA und Großbritanniens
hatte der Westen den Guerillakampf der Roten Khmer gegen die Vietnamesen
unterstützt. Deshalb durften die roten Massenmörder bis zum
Pariser Friedensabkommen von 1991 ihren Sitz in der Uno behalten. Das
war die bisher größte, leider aber nicht einzige Schande der
UNO.