Manchmal erscheinen Bücher über die unbekannten Frauen hinter
den großen Männern der Geschichte. Kaiser, Könige, Künstler
und Nobelpreisträger waren meist verheiratet oder hatten Lebenspartnerinnen,
die ein für die Öffentlichkeit nicht oder kaum sichtbares Leben
führten. Bei der berühmten Physikerin Marie Curie ist es umgekehrt.
Hier erhebt sich die Frage, wer der Mann an ihrer Seite war.
Pierre Curie wurde am 15. Mai 1859 als zweiter Sohn des Arztes Eugène
Curie und Sophie-Claire Depouilly in Paris geboren. Er wurde durch Privatlehrer
unterrichtet, bestand mit 16 Jahren die Matura und erwarb mit 19 Jahren
den Universitätsabschluss in Physik. 1880 beobachtete er gemeinsam
mit seinem Bruder Jacques, dass eine elektrische Spannung entsteht, wenn
man einen Quarzkristall verformt. Curie nannte das Phänomen „Piezoelektrizität“,
ein Effekt, der in der Technik (Tonabnehmer, Drucksensoren, Einspritzdüsen
usw.) von großer Bedeutung ist. 1895, im Entdeckungsjahr der Röntgenstrahlen,
wurde er Professor an der École de physique et de chimie in Paris.
Marie Curie wurde als Marya Sklodowska am 7. November 1867 in Warschau
geboren. 1891 ging sie nach Paris und schrieb sich an der Sorbonne als
Studentin ein. Zwei Jahre später bestand sie als Klassenbeste die
Abschlussprüfung für Physik. Auf der Universität lernte
Marie ihren späteren Ehemann Pierre kennen, 1895 heirateten sie.
Auf Anraten ihres Mannes untersuchte Marie die Strahlung des Urans, die
der Franzose Henri Becquerel 1896 zufällig entdeckt hatte. Sie verwendete
dazu das piezoelektrische Verfahren, das ihr Ehemann entwickelt hatte.
Marie war die erste, die den Begriff „radioaktiv“ zur Beschreibung
von Elementen verwendete, deren Atomkerne Strahlen abgeben. Als Pierre
Curie erkannte, dass die Arbeiten seiner Frau interessante Ergebnisse
bringen würden, unterstützte er sie, nachdem er seine eigenen
Arbeiten zum Magnetismus erfolgreich beendet hatte. Zusammen entdeckten
sie 1898 die Elemente Polonium und Radium. Polonium ist nach Maries Heimat
benannt, Radium bedeutet „das Strahlende“. 1903 erhielten
Pierre und Marie gemeinsam mit Becquerel den Nobelpreis für Physik
für die Entdeckung radioaktiver Elemente. Marie Curie war die erste
Frau, die einen Nobelpreis bekam.
Pierre Curie wurde vor 100 Jahren, am 19. April 1906, von einer Kutsche
überfahren und tödlich verletzt. Seine Frau Marie führte
die gemeinsam begonnenen Arbeiten fort und erhielt 1911 zum zweiten Mal
den Nobelpreis, diesmal für Chemie. Die Curies hatten zwei Töchter.
Eine von ihnen war ebenfalls Nobelpreisträgerin, später sogar
Regierungsmitglied. Irène Joliot-Curie und ihr Ehemann Frédéric
erhielten 1935 den Chemie-Nobelpreis.