Das Jahr 1905, dessen hundertste Wiederkehr bereits ausgiebig
gefeiert wurde, gilt seit Albert Einsteins berühmten Abhandlungen
über die Molekularbewegung, über die Teilchentheorie des
Lichts und über die Relativität von Raum, Zeit und Masse
als „annus mirabilis“ -das wunderbare Jahr der Wissenschaft.
Im selben Jahr stellte der Bergbauingenieur Daniel Moreau Barringer
eine Behauptung auf, die das Bild der Vergangenheit unserer Erde für
immer verändern sollte.
Im US-Bundesstaat Arizona befindet sich rund 50 Kilometer östlich
von Flagstaff ein Krater mit 1,5 Kilometer Durchmesser und 200 Meter
Tiefe. Daniel Barringer deutete den Krater nicht als Rest eines Vulkanausbruchs
sondern als Folge des Einschlags eines Eisenmeteoriten. Danach verbrachte
der Geologe drei Jahrzehnte seines Lebens damit, den Eisenmeteoriten
im Kraterinneren zu finden. Der Meteorit war jedoch mit einer so hohen
Geschwindigkeit aufgeprallt, dass ein großer Teil sofort verdampfte.
In der Umgebung des Kraters hat man erst nach und nach Trümmer
mit einer Gesamtmasse von 30 Tonnen gefunden.
Genauere Untersuchungen zeigten, dass Barringer Recht hatte. Der
Eisenmeteorit schlug vor etwa 50.000 Jahren – geologisch gesehen
also vor kurzem - mit hoher Geschwindigkeit ein und bewirkte eine
Explosion vergleichbar einer Wasserstoffbombe mit mehreren Megatonnen
Sprengkraft. Beim Aufprall wurden geschätzte 200 Millionen Tonnen
Material weggesprengt. Im Krater wurde das Material geschmolzen, teilweise
sogar verdampft, wodurch neue Mineralien entstanden. Die Schockwelle
erzeugte ein Erdbeben und einen Hurrikan, der im Umkreis von vielen
Kilometern jedes Leben auslöschte. Nachdem sich diese Erkenntnisse
durchgesetzt hatten, begann weltweit eine bis heute andauernde Suche
nach Einschlagskratern und ihren Überresten.
Urlauber, die den Südwesten der USA bereisen, sollten den am
besten erhaltenen Einschlagkrater der Welt ins Besichtigungsprogramm
aufnehmen. Wegen des trockenen Wüstenklimas in Arizona ist der
Einschlagtrichter noch gut erhalten. Zieht man in der Umgebung einen
Magneten durch den heißen Wüstensand, bleiben heute noch
winzige Eisenkörnchen hängen. Der Barringer-Krater lehrt
uns, dass unsere Erde - und mit ihr alles Leben - immer schon bedroht
war. Der einzige Trost, der uns bleibt, ist, dass nach jeder größeren
Katastrophe viele Tier- und Pflanzenarten ausgestorben sind, danach
aber neue Formen entstehen konnten. Das Massensterben am Ende des
Erdaltertums vor 225 Millionen Jahren ebnete den Reptilien den Weg.
Die Vernichtung der Saurier vor 65 Millionen Jahren ermöglichte
die rasche Entwicklung der Säugetiere und Vögel.
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